Miljö
Diese Rubrik ist unserem Wettbewerb für Kölner Nachwuchsmusiker und -Bands gewidmet, den wir seit 2013 alle zwei Jahre ausrichten: Euer Song für Köln. Der erste Sieger dieses Contests war die Band Miljö, die seither eine steile Karriere hingelegt hat. Im Interview bringt Dich Sänger, Gitarrist und ESFK-Jury-Mitglied Mike Kremer auf den Stand der Dinge.
Miljö
„Dat hat de Welt noch nit jesinn“
Mike Kremer (Gesang, Gitarre), Sven Löllgen (Lead-Gitarre, Gesang), Nils Schreiber (Gitarre, Quetsch, Gesang), Max Eumann (Bass), Simon Rösler (Drums,Gesang)
2012
demnächst in Dellbrück
Höhenhaus
Wenn Du auf die Zeit seit Eurem Gewinn bei Euer Song für Köln zurückschaust: Was waren die wichtigsten Meilensteine für Euch seither?
Der Gewinn damals hat uns einen großen Schub verpasst. Wir bekamen mehr Live-Auftritte, mehr Beachtung. Im Karneval 2014/15, als wir ‚Su lang die Leechter noch brenne‘ draußen hatten, durften wir zum ersten Mal im Rosenmontagszug mitfahren. Da sehen einen unglaublich viele Menschen. 2020 waren wir wieder dabei, gemeinsam auf dem Wagen mit Lupo. Wenn man da oben steht und seine Musik spielen darf, das ist was ganz Besonderes. Es gibt schließlich so viele tolle Musiker in Köln, aber nur einen Musikwagen im Rosenmontagszug.
Wie läuft es denn bei Euch zurzeit?
Wir arbeiten weiter am kommenden Album. Das sollte eigentlich schon 2020 erscheinen, aber die Plattenfirma hat uns davon abgeraten. Während der Corona-Hochphasen haben die Leute einfach viel weniger Musik gekauft. Und es wurde auch weniger gestreamt, weil viele Partys ausgefallen sind. Auch Live-Auftritte gab es natürlich kaum. Umso mehr haben wir uns über die Gelegenheit gefreut, während des ersten Lockdowns ein Innenhofständchen in einer GAG-Siedlung geben zu können und so ein paar Leuten eine Freude gemacht zu haben. Im Herbst 2020 kam dann unsere Single „Zigg zoröck“ und die B-Seite „Wurm em Ohr“ raus, das Album soll 2021 folgen. Die Songs dafür sind schon weitgehend da.
Bei Eurem Gewinn wart Ihr ja quasi noch „blutige Amateure“. Wie ist das heute? Seid Ihr inzwischen hauptberuflich Musiker?
Stimmt, wir haben alle eigentlich was „Vernünftiges“ gelernt. Wir haben zum Beispiel einen Ökonomen dabei, einen Lehrer oder einen Informatiker. Aber unser Gagen-Niveau war zuletzt so gut, dass wir uns ganz auf die Musik konzentrieren konnten. Natürlich spielt man manchmal mit dem Gedanken, wieder in den anderen Beruf zurückzugehen. Aber das haben wir überhaupt nicht vor. Wir lieben die Musik und wollen noch möglichst lange davon leben und das Team um die Band herum bezahlen können.
Das könnt Ihr ja selbst beeinflussen. Einfach immer einen Hit nach dem anderen raushauen!
Ja, so einfach ist das nicht. Kann ja sein, dass wir nur noch schlechte Songs schreiben, und dann sind wir ganz schnell weg vom Fenster. Die Kunst ist es, demütig zu bleiben und sich den Spaß zu bewahren - sonst liefert man kein gutes Produkt ab. Beim Songschreiben haben wir die Erfahrung gemacht, dass wenn es uns selbst berührt, berührt es auch die Leute. Deshalb machen wir immer Musik, die wir uns auch privat anhören würden. Man entwickelt sich ja auch privat und im persönlichen Musikgeschmack weiter. Und genauso sollte man sich auch als Band immer weiterentwickeln. Meine persönliche Vision deshalb: dass wir nie stehen bleiben!
Euer kommendes Album hast Du schon angesprochen. Wie plant Ihr Eure Zukunft? Welche Träume wollt Ihr Euch noch erfüllen?
Einmal in der Lanxess-Arena spielen! Soweit sind wir noch nicht. Aber immerhin: das E-Werk haben wir schon einmal ausverkauft. Wir tasten uns so langsam voran und haben bisher immer den Eindruck gehabt, dass jedes Jahr ein paar Leute mehr zu unseren Konzerten kommen. Vielleicht schaffen wir’s ja zum 20-jährigen Bandjubiläum dann in die Arena …
Vorher, also 2022, steht ja erstmal Euer 10-jähriges an. Gibt es dafür Pläne?
Auf jeden Fall eine Riesenparty. Und ein paar besondere Ideen haben wir uns auch schon überlegt. Aber die werden noch nicht verraten.
Zu guter Letzt: Du mit Deiner Band als erster Gewinner und Jurymitglied von Euer Song für Köln – welchen Tipp hast Du für Eure Nachfolger, die bei dem Wettbewerb antreten?
Dasselbe, was wir uns für unsere eigene Musik vornehmen, kann ich auch anderen Bands nur raten: Seid authentisch und macht die Musik, die ihr selbst auch gut findet! Dabei dürft ihr gerne mutig sein und neue Stile und Elemente ausprobieren, denn sonst fährt man ewig im Fahrwasser von Band XY, die man versucht nachzuahmen, die gibt's aber eben schon. Ich wünsche euch allen viel Erfolg – und vor allem: habt Spaß!
Text: Sebastian Züger
Fotos: Thilo Schmülgen