Fiasko
Diese Rubrik ist unserem Wettbewerb für Kölner Musiker und Bands gewidmet, den wir seit 2013 alle zwei Jahre ausrichten: Euer Song für Köln. Bei der zweiten Auflage 2015 schnappte sich die Band Fiasko die Siegertrophäe. Was seitdem passiert ist, verrät Gitarrist Henning im Interview.
Fiasko
„Ach wat lieb ich dich“
Daniel Müller (Gesang, Gitarre), Henning Becker (Gitarre), Dirk Fussel (Bass), René Jungbluth (Schlagzeug)
2014
in Frechen
Volksbühne am Rudolfplatz
2015 habt Ihr als Fiasko bei „Euer Song für Köln“ abgeräumt. Wie ist es Euch seither ergangen?
Der Sieg bei „Euer Song für Köln“ war für uns eine super Starthilfe - zum einen finanziell, da wir uns von dem Preisgeld unseren ersten Bandbus kaufen konnten. Zum andren aber auch persönlich, weil das einfach eine tolle Erfahrung war. Seitdem ist alles von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr geworden. Wir haben jetzt einen großen Proberaum in Frechen statt einem kleinen in Poll. In einer Karnevalssession haben wir es zuletzt auf etwa 100 Auftritte gebracht, im Rest des Jahres kommen noch einmal 50 bis 60 hinzu.
Gibt es Auftritte, die Dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Oh, es waren ein paar wirklich große Auftritte dabei, im Gürzenich zum Beispiel und sogar in der Lanxess Arena. Und wenn man zum ersten Mal im Sartory spielt und sich überlegt, wer auf dieser Bühne schon alles gestanden hat, dann wird man sehr ehrfürchtig.
Welche Meilensteine waren außerdem noch entscheidend in Eurer Karriere?
Jedes Album ist natürlich ein Meilenstein. Ich würde sogar sagen, jeder Song, der rauskommt, ist für uns ein Meilenstein. Zuletzt war das ‚Leed för dich‘, unser Beitrag für die Session 2020/21. Damit sind wir unter anderem auf der ‚Karneval der Stars-Compilation‘ dabei. Die darf man wohl als historische Platte bezeichnen, denn da sind lauter Stücke drauf, die kaum gespielt worden sind, da der Karneval wegen Corona ausgefallen ist.
Seht Ihr Euch in erster Linie als Karnevalsmusiker?
Nein, auf keinen Fall. Wir tanzen auch gerne mal aus der Reihe. Im Herbst 2020 haben wir beispielsweise ‚Flaschenpost‘ releast, eine Kollaboration mit dem Kölner Rapper Felix Hohleich. Das war für uns eine willkommene Herausforderung, um mal zu zeigen, dass wir mehr können als Karneval.
Bei all den Aktivitäten: Klingt nicht so, als sei Fiasko noch ein Freizeitprojekt.
Nein, dafür ist es einfach viel zu zeitintensiv. Die Auftritte sind dabei eigentlich das wenigste. So eine Band ist ja wie eine Firma, die wir vier gemeinsam aufbauen. Aber noch haben wir jeder auch andere Jobs: Schlagzeug-Lehrer, Technischer Berater, Malermeister, IT-Support. In Krisenzeiten können wir natürlich froh sein, dass wir die noch haben. Aber das Ziel ist langfristig natürlich, dass nicht nur wir vier von der Band, sondern das ganze Team davon leben können.
Bisher habt Ihr es auf zwei Alben gebracht: 2014 „Jetz jöh“ und 2019 „Porträt“. Wann kommt Nummer drei?
Es macht wenig Sinn, ein Album rauszubringen, wenn man kaum Auftritte spielen kann. Songs schreiben wir immer, und wir können jederzeit in Eigenregie, also mit unserem Sänger Daniel an den Reglern, ein Album einspielen, das Mike Kremer von Miljö dann für uns abmischt. Wir setzen uns nicht unter Druck. 2021 wäre schön, aber vielleicht wird es auch 2022. Die Entscheidung treffen wir Hand in Hand mit unserem Label.
Ihr habt’s ja geschafft, bei „Euer Song für Köln“ abzuräumen. Welchen Tipp würdest Du einer Band geben, die es Euch gleichtun will?
Jeder in einer Band sollte offen und vor allem ehrlich sein. Es hilft unwahrscheinlich, sich mit anderen Bands auszutauschen und sich Tipps von Kollegen zu holen. Auch wenn das Musikgeschäft manchmal hart ist – Ellenbogeneinsatz hilft einem in Köln nach meiner Erfahrung überhaupt nicht weiter. Gemeinsam kommt man viel weiter!
Text: Sebastian Züger
Titelbild: Thilo Schmülgen
Fotos in der Bildgalerie: Kay-Uwe Fischer