Die Vertreter der Finalisten stehen eingehakt auf der Bühne vor dem Publikum
Foto: Costa Belibasakis

Euer Song für Köln – Einblicke in das Finale 2021

Diese Rubrik ist unserem Wettbewerb für Kölner Nachwuchsmusiker und -bands gewidmet, den die GAG Immobilien AG alle zwei Jahre ausrichtet. Harmonieselig ist kölsche Musik seit jeher. Dass es aber auch hinter den Kulissen so harmonisch zugeht wie beim Finale von Euer Song für Köln 2021, ist alles andere als selbstverständlich. Ein Blick hinter die Kulissen.  

Euer Song für Köln ist umgezogen. Statt in der Volksbühne am Rudolfplatz tagt das Finale des Wettbewerbs diesmal im „Gloria Theater“, einem der angesagtesten Liveclubs der Stadt. Für die zehn Finalisten mit mehr als 80 Teilnehmern – allein der Männerchor der „Grüngürtelrosen“ zählt rund 50 – ist der Backstagebereich allerdings zu klein. Die Veranstalter haben die Musiker deshalb direkt gegenüber in der „Tanzschule Schulerecki“ untergebracht.

Die Stimmung dort ist schon weit vor Konzertbeginn prächtig. Die Luft knistert vor Spannung, doch allzu große Aufregung will keiner der Finalisten einräumen. „Die Nervosität kommt so schubweise“, sagt Rapper Jerry Vsan („Köllefornia“). „Aber im Moment geht’s.“ Lucas Förster („Rud-Wieß-Bunt“) findet es in diesem Moment besonders gut, einsamer Solokünstler am Piano zu sein. „Da bin ich selbst schuld, wenn’s nicht klappt.“ Betont locker geben sich die Jungs um Daniel Pottgüter, Frontmann des „Klub Kölscher Brochpilote“ („Ming Stadt“), die zum allerersten Mal in dieser Besetzung zusammenspielen. „Der Daniel hat zwei Mikros“, behauptet einer. „In das eine singt er, das ist fürs Publikum. Das andere ist für uns, da sagt er die Akkorde durch.“

Harmonie und Aufregung im Backstage-Bereich

Einen klaren Favoriten auf den Gesamtsieg vermag niemand der Kombattanten auszumachen. „Ich glaube schon, dass wir hier ganz gut mitschwimmen können“, glaubt Lenni vom Punkpopduo „Emma Ex“, bei dem sich mit der Bass-spielenden Sängerin Sheila die einzige Frau des Abends präsentiert. Jerrys Kollege Danu promotet den eigenen Song „Köllefornia“ grinsend als „Geheimtipp“. Einen Fan hat er sicher: Fabi („Aanjekumme“) mag ihre Performance ebenso wie die von „Zesamm‘“ („Heimatjeföhl“). Und Produzent Henning Neuser, der dem Männergesangsverein „Grüngürtelrosen“ den Song „Kölle“ auf die rund 70 Leiber geschrieben hat, träumt davon, „endlich mal die Nummer eins“ zu sein: „Bisher hab’ ich‘s nur zum Gemeindemeister im Tischtennis-Doppel gebracht.“

Ich kannte vorher nur meinen Akkordeonspieler. Aber man trinkt ein Kölsch mit und schon hat man Anschluss.
Fabi

Die Nachwuchsmusiker erweisen sich backstage als feierfreudiger und erstaunlich verschworener Haufen. Viele – wie Lucas Förster, Daniel Pottgüter oder Grüngürtelrosen-Leiter Constantin Gold - kennen sich vom Studieren an der Kölner Musikhochschule. Insofern fällt Fabi, der spätere Gewinner, aus dem Rahmen: „Ich kannte vorher nur meinen Akkordeonspieler. Aber man trinkt ein Kölsch mit und schon hat man Anschluss.“ Prost!

Der Kölner und die Kölnerin – sie trinken, vor allem aber singen sie gern. Und zwar am liebsten kölsche Leeder. Schon vor dem stimmungsvollen und in jeder Hinsicht harmonischen Finale 2021 ließ sich bei der ersten Sichtung der rund 135 Teilnehmer auf der Wettbewerbs-Homepage die erfreuliche Erkenntnis konstatieren: Ein Nachwuchsproblem hat die kölsche Musikszene definitiv nicht. Ganz im Gegenteil: Der Bedarf an kölschen Liedern nimmt seit Jahren eher zu als ab. Es ist also kein Zufall, dass es derer mindestens 1.000 gibt, wie es die „Band of Plenty“ besingen („1.000 Leeder“), die als krönender Abschluss der ESFK-Top-Ten 2021 nochmal reichlich Applaus abräumen.

Überhaupt: das Publikum. Moderator Martin Schopps – schlagfertig, wie man ihn kennt – kriegt sich gar nicht ein vor Lob über die Begeisterungsfähigkeit des Auditoriums, das auch den für die etwas undankbare Rolle als Pausenfüller gebuchten Comedian Jan van Weyde hochleben lässt.

Bereits vor der Preisverleihung laufen überall im Saal und draußen vor der Tür des „Gloria“ die Diskussionen heiß. Während des Auftritts des Comedian rauchen im Hinterzimmer die Köpfe der Juroren. Selbst Jury-Urgestein Mike Kremer, nach dem Sieg seiner Band Miljö bei Euer Song für Köln 2013 immer dabei, kommt ins Schwitzen angesichts der durchweg hohen Qualität der musikalischen Darbietungen. „Es ist superschwer“, sagt er. „Die können alle spielen!“ Angst vor wachsender Konkurrenz auf kölschen Bühnen hat er nicht – im Gegenteil: „Ist doch schön, dass so viele Menschen in dieser Stadt Songs schreiben. Das hebt das Niveau!“.

Die Entscheidung ist gefallen

Um fast punktgenau 22 Uhr übergibt Anne Keilholz, Vorstandsmitglied der veranstaltenden GAG Immobilien AG, unter ohrenbetäubendem Jubel der Anhänger die Dom-Trophäen an die Top-Platzierten. Nummer drei: Lucas Förster („Rud-Wieß-bunt“). Nummer zwei: „Zesamm‘“ („Heimatjeföhl“). Und Nummer eins? Fabi („Aanjekumme").

Ein großer Teil des Publikums hat Fabi am Piano und seinem Begleiter Philipp am Akkordeon beim Auftritt bunte Knicklichter entgegen gestreckt. Und mitgesungen, als würde dieses Lied nicht zum allerersten Mal live on Stage präsentiert, sondern als sei es der dramaturgische Höhepunkt des Konzerts eines arrivierten Künstlers, der endlich seinen größten Hit spielt. Und nach dem Sieg? Familie, Freunde und Studienkollegen jubeln Fabi zu, als er nach der Siegerehrung sein Lied zum zweiten Mal performen darf. Auch seine ehemalige Klavierlehrerin entdeckt er im Auditorium, bemerkt trocken: „Jetzt darf ich mich bloß nicht verspielen“ - und tut es prompt. Die Herzen fliegen ihm deswegen erst recht zu, genau wie die Blömcher, die kurz zuvor die Grüngürtelrosen bei ihrem Auftritt ins Publikum geworfen haben.

Währenddessen bleiben selbst die Konkurrenten auf der Bühne, haken einander unter und schunkeln lächelnd mit. Da ist einer aanjekumme im Kreis der kölschen Musiker, und sogar die neutralen Beobachter aus dem Organisationsteam des Veranstalters, der GAG Immobilien AG, raunen einander staunend zu: „Von dem wird man noch mehr hören …“

Text: Sebastian Züger

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