Mural von Elian Chali in der Hacketäuer-Siedlung
Foto: Klaudius Dziuk

Groß, knallbunt und passend zur Umgebung

In dieser Rubrik stellen wir Ihnen Projekte aus den Veedeln vor. In Mülheim bewundern wir diesmal gleich drei Murals und sprechen mit dem argentinischen Künstler Elian Chali.

Mülheim ist eine wahre Freiluft-Galerie. An unseren Fassaden der Hacketäuer-Siedlung finden sich gleich drei riesige Kunstwerke, sogenannte Murals. Die neueste Fassadengestaltung in dieser Reihe stammt aus dem Jahr 2017, ist elf Meter breit und ragt 22 Meter in die Höhe. „Das ist das höchste Mural, das ich bislang gestaltet habe“, erklärt der Künstler Elian Chali. Mehrere Wochen hat Chali in die Planung seines Werks investiert. In nur acht Tagen war das Mural an der Wand. Knapp 80 Liter Farbe verbrauchten er und sein Team, um die 242 m² der Fassade zu gestalten.

Chali verwendet immer die sechs Grundfarben Rot, Blau, Gelb, Grün, Weiß und Schwarz. Sie sind charakteristisch für seine Werke. Und neben den Farben dominieren ineinanderlaufende Formen seine Kunstwerke. In diesem Stil verschönert er nicht nur Fassaden, sondern auch ungewöhnliche Objekte wie zum Beispiel eine Tiefgarage in Frankreich oder ein Fußballfeld in Uruguay.

Das Wichtigste bei einem so großen Fassadenbild ist der Kontext, in dem es steht.
Elian Chali

Für den Künstler bestimmt die Umgebung das Bild: Chali verfolgte das Ziel, die sonst eher grauen Fassaden und starren Formen der Siedlungshäuser aufzulockern. Die leuchtenden Farben umfließen das Gebäude schmeichelnd. Die klaren Strukturen der Formen, die intensiven Farbfelder und die scharfen und gleichzeitig fließenden Kontraste dazwischen üben eine fast meditative, beruhigende Wirkung auf den Betrachter aus und bilden so einen Gegenpol zu dem Lärm und der Bewegung des Autoverkehrs auf der vorbeiführenden Straße. Damit knüpft Chalis Mural auch an die Gestaltung der beiden anderen Wandbilder an, die sich auf den Fassaden von zwei weiteren, baugleichen Häusern der Siedlung befinden. Auch hier stehen kräftige Farben und auffallende Formen im Mittelpunkt. Trotzdem steht jedes Kunstwerk für sich, keines läuft dem anderen den Rang ab.

Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr
aus Ihrem Veedel!

Die Infomail von zuhause.

Jetzt anmelden!

Die zwei anderen Murals sind bereits 2015 entstanden. Eins stammt von Alex Brewer, einem US-amerikanischen Künstler, der unter dem Namen Hense  bekannt ist. Das andere wurde vom argentinischen Künstler Julian Manzelli erstellt, dessen Künstlername Chu lautet. Zusammen mit dem Kunstwerk von Chali bilden die Murals nun in Sichtweite zueinander eine Reihe abstrakter Fassadenkunstwerke, die die Freiluft-Galerie in Mülheim ausmacht. „Hense und Chu sind Freunde von mir. Ich schätze ihre Arbeit sehr. Deswegen ist es für mich eine besonders große Ehre, Teil dieser Serie zu sein“, so Chali. Drei von modernen Künstlern gestaltete Fassaden so nah beieinander – das gibt es in Köln nur in Mülheim.

Ich sage immer, dass ich in der Siedlung hinter den bunten Kunst-Hochhäusern wohne.
Mieterin aus der Hacketäuer-Siedlung

Alle drei Murals haben den Alltag der rund 2.000 Bewohner der Hacketäuer-Siedlung bunter gemacht. Und sie sind für sie zur Identifikationsfläche geworden. „Grundsätzlich stellen wir fest, dass sich Jung und Alt gleichermaßen an den Fassadenkunstwerken erfreuen – und das auch kulturübergreifend“, erklärt Stefan Gisder, der die Kunstprojekte für uns betreut. „Die Bewohner sind stolz darauf, dass bekannte Künstler wie Chali da waren, um ihr Veedel zu verschönern.“

Murals im Überblick

  • Künstler: Hense, Chu und Elian Chali
  • Ort: Clevischer Ring 170-178, 51063 Köln
  • Entstehungsjahr: 2015 und 2017
  • Kooperation und Organisation: GAG und CityLeaks

Über den Künstler Elian Chali

Elian Chali ist 1988 in Argentinien geboren und dort aufgewachsen. Der Künstler lebt noch immer in seiner Heimatstadt Cordoba, ist jedoch für Aufträge in der ganzen Welt unterwegs. Sein künstlerischer Ursprung liegt im Graffiti und später dem Grafikdesign. Doch er fing schon früh an, sich darüber hinweg als Künstler weiterzuentwickeln.

Chali setzt sich mit der Architektur und mit dem Charakter der Großstädte auseinander. Daher legt er bei seinen Werken großen Wert darauf, dass ein Dialog zwischen dem Gebäude, dem Umfeld und seinem Bild hergestellt wird.

Seine Werke erkennen Sie auf den ersten Blick: Leuchtende Grundfarben, minimalistische Designs und klare Formen sprechen für den Künstler und machen seine Wandbilder zu eindrucksvoll abstrakten Kunstwerken. Neben der Gestaltung von Fassaden und Flächen setzt Chali seine Arbeit auch auf Leinwänden sowie als Installationen um, die in Ausstellungen in vielen Ländern Südamerikas und Europa zu sehen sind. Auf seiner Website  präsentiert Chali noch weitere Kunstwerke.

Murals beeinflussen das Image der Veedel

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum es in Köln so viele Murals gibt? Für uns gibt es darauf eine Antwort: Die Kunstwerke machen das eigene Zuhause zu etwas ganz Besonderem. Und damit Köln noch etwas schöner. „Aber es geht um noch viel mehr“, sagt Stefan Gisder. „Die künstlerischen Impulse tragen zu einem positiven Image der Veedel bei. Mit den Kunstwerken können sich nicht nur die Bewohner, sondern auch der Rest der Nachbarschaft identifizieren.“

Unterstützt werden wir dabei von unterschiedlichen Kooperationspartnern. Chalis Kunstwerk ist zum Beispiel im Rahmen des CityLeaks-Festivals entstanden, das alle zwei Jahre stattfindet und urbane Kunst im öffentlichen Raum erlebbar macht.

Mehr Informationen über unsere Murals finden Sie in unserer Broschüre „Soziale Verantwortung“. In dieser Ausgabe lag der Schwerpunkt auf dem Thema Kunst und Kreativität im Quartier. Neben einem Interview mit Stefan Gisder finden Sie dort auch viele weitere Berichte über unsere Kunstprojekte.

Text: Max Zehl und Marie-Therese Friemann