Eigentlich beansprucht den Satz in der Überschrift ganz Köln für sich. Doch Hans-Jo Fichna, Präsident der Großen Dünnwalder Karnevalsgesellschaft Fidele Jonge, hat Recht. Denn das Dünnwald-Gefühl ist anders. Hier erfährst Du mehr über den Stadtteil Dünnwald, triffst die Bewohnerinnen und Bewohner und findest Tipps rund um das Veedel.
Natürlich ist Köln-Dünnwald nicht immer sonnig, ruhig und wochenendhaft entspannt. Und dennoch: Auch bei wenig einladendem Wetter wirkt dieser 11.000-Einwohner-Stadtteil im Kölner Nordosten geradezu entrückt von Hatz und Hektik der Großstadt.
„Ich kenn’s gar nicht anders“, sagt Hans-Jo Fichna, Präsident der Großen Dünnwalder Karnevalsgesellschaft Fidele Jonge, die Hände in den Hosentaschen, ein Lächeln im Gesicht. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Als Kinder haben wir immer im Wald gespielt, später war ich beruflich viel unterwegs. Aber gelebt habe ich immer hier, in Dünnwald.“
Gemeinsam mit Lutz Nietgen, dem Literaten der KG, kümmert sich Fichna auch um das Hoppeditz-Hüsje, das nach eigenem Bekunden der Karnevalisten erste und älteste Kölner Karnevalsmuseum. Highlights sind Kostüme wie das Original-Ornat von Prinz Hans II. oder der silbergraue Frack des Büttenredners Toni Geller von der Blauen Partei sowie Ehrenorden wie etwa der Goldene Reibekuchen am fettigen Band.
In ein paar Jahren werden Fichna und Nietgen ihre Ämter abgeben. Die nachrückende Generation stellt offenbar bereits vermeintliche Gewissheiten infrage. „Der Zeitgeist verlangt nach Frauen“, sagt Nietgen mit Blick auf die rund 120 Mitglieder, die allesamt männlich sind. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Der Druck wird größer. Aber wir wehren uns noch.“
Wozu eigentlich? Nur ein paar Straßenecken weiter lebt Cassia Kürten, Tänzerin und Choreografin und eine echte Instanz im Kölner Karneval, der ihr buchstäblich in die Wiege gelegt wurde. Ihr Großvater Franz Peter war ein bekannter Schriftsteller, der ein umfangreiches Werk an Geschichten und Gedichten zum rheinischen Kanon beitrug. Ihr Vater Gerold arbeitete als Komponist und Dichter kölscher Lieder unter anderem mit den Bläck Fööss zusammen.
Cassia Kürten kann allerdings mehr als „nur“ Karneval. Im September 2021 etwa trommelte sie rund 200 Tänzerinnen und Tänzer im Rheinauhafen für ihre Aktion „Köln tanzt“ zusammen. „Das Projekt entstand während der Coronazeit“, erzählt die gebürtige Dünnwalderin, die unter vielem anderen auch Vorsitzende des Tanzarchivs Köln ist. „Das war schön zu sehen, was in dieser Stadt alles möglich ist.“
Regelmäßig besucht sie Haifa, wo ein Teil ihrer Familie lebt, und hat beobachtet: „Israelis und Rheinländer haben viel gemeinsam. An beiden Orten gibt es viele Kulturen, die miteinander auskommen müssen. Das macht die Menschen offen und humorvoll.“
Es gibt aber noch einen ganz praktischen Grund für die vierfache Mutter, Dünnwald ihr Leben lang treu geblieben zu sein: „Das Veedel ist ideal zum Kindergroßziehen.“
Das liegt – nicht nur, aber sicher nicht ganz unwesentlich – an einer Institution, die Dünnwald in Köln exklusiv macht - das Waldbad. An die 70.000 Gäste im Jahr können nicht irren: Die Anlage des Freien Ortskartells, das 2023 sein 100-jähriges Bestehen feiert, ist etwas ganz Besonderes.
Im 50-Meter-Becken zwischen wunderschönem Baumbestand, durch das bis vor wenigen Jahren noch der Mutzbach floss, lassen sich ebenso gut Bahnen ziehen wie Nichtschwimmer zu Wasserratten formen. Dazu gibt es Rutschen, Camping, Minigolf, Boule, das Gasthaus Wildwechsel und bald einen Zeltplatz sowie ein Jugendhostel. Und drumherum: ganz viel Grün.
Doch die Idylle ist in Gefahr. Trockenheit und Borkenkäfer setzen den Kiefern zu, explodierende Energiekosten dem Budget.
Zwar sind die Aktiven des Freien Ortskartells, dem gemeinnützigen Trägerverein, stolz darauf, das letzte privat geführte Bad im Rechtsrheinischen zu betreiben. „Aber wenn das so weitergeht, brauchen wir finanzielle Unterstützung“, sagt Sören Roth, der technische Leiter. Schließlich müsse, ergänzt die kaufmännische Leiterin Andrea Bützler, das Waldbad darauf achten, dass die Eintrittspreise für Familien bezahlbar blieben. „Bei uns baden ja keine Leute aus der Oberschicht.“
Einmal quer durch den Stadtteil wird das „Dünnwald-Jeföhl“ noch spürbarer: in der Kunstfeldsiedlung, auch Hornpott-Siedlung genannt. Im 19. Jahrhundert Standort von Chemieunternehmen, daher der Name. Umsäumt von bunt belaubtem Baumbestand kuschelt sich in der früheren Arbeitersiedlung ein Fachwerkhaus ans andere. Mittendrin die Waldschenke.
Dietrich Grunwald, gebürtige Schlesier, kam in den 1950er Jahren mit seiner Familie in den Westen und blieb in Dünnwald hängen. „Ich habe hier meine Frau kennengelernt“, erzählt er. „Irgendwann bin ich ihr nach der Schule durch den Wald hinterhergelaufen – und stand plötzlich hier in der Hornpott-Siedlung.“
Der pensionierte Lehrer ist der anerkannte Experte für das umgebende Naturschutzgebiet und führte jahrelang Besuchergruppen über das Areal. „Dünnwald ist schön“, lächelt er, „ich bin schon sehr froh, dass ich hier eine Heimat gefunden habe.“
Dünnwald ist eben tatsächlich e Jeföhl. Ein ziemlich gutes sogar.
Text: Sebastian Züger I Dezember 2022
Dünnwald ist ein kleiner, ruhiger Stadtteil mit dörflichem Charme und viel Natur – das Veedel verbindet auf nahezu ideale Weise Stadt und Grün.
Fotos: Thilo Schmülgen
Der Dünnwalder Wald und das Naturschutzgebiet am Hornpottweg laden zu vielfältigen Aktivitäten in ruhiger Natur ein. Ein besonderes Highlight ist das beheizte Waldfreibad in der Nähe des Dünnwalder Wildparks. Eine Besichtigung wert ist zum Beispiel das alte Rittergut Haus Haan, der Klosterhof sowie das Karnevalsmuseum. Auch das gepflegte Odenthal oder der Altenberger Dom sind beliebte Ausflugsziele in der Umgebung.
Hier stellen sich Nachbarinnen und Nachbarn aus Köln-Dünnwald vor.
Das rechtsrheinische Dünnwald liegt im Stadtbezirk Mülheim und grenzt im Osten an Bergisch Gladbach, im Norden an Leverkusen und im Süden an den Stadtteil Höhenhaus. Durch die unmittelbare Nähe zum Bergischen Land mit seinem abwechslungsreichen Erholungs- und Freizeitangebot ist Dünnwald der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren in idyllischer Natur.
Mehrere Ärzte entlang der Berliner Straße bieten eine gute medizinische Versorgung. Durch die Nähe zur Stadt Leverkusen im Norden sind es zudem nur wenige Kilometer bis zum dortigen Klinikum.
Entlang der Odenthaler und Berliner Straße befinden sich diverse Einkaufs- und Sportmöglichkeiten, zwei Grundschulen sowie eine Förderschule. Im familienfreundlichen Dünnwalder Einzugsgebiet gibt es außerdem zahlreiche Kitas.
Die Berliner Straße ist die schnellste Verbindung zur nächsten Autobahnauffahrt in Köln-Mülheim auf die A3. Der öffentliche Nahverkehr ist in Dünnwald in wenigen Minuten fußläufig zu erreichen. Die Straßenbahnlinie 4 verbindet Dünnwald mit Leverkusen-Schlebusch im Norden und der Kölner Innenstadt. Auch die Buslinien 260, 154, 155, 156, 157 und 434 binden Dünnwald optimal an die umliegende Infrastruktur an.