Unbedingt probieren: Frische gefüllte Pasta
In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. In Klettenberg haben wir bei unseren Mietern in Linos Bar-Ristorante die feine italienische Küche entdeckt.
„Huh, ist das nass draußen – schön, dass wir jetzt hier sind“, freut sich eine ältere Dame, die gerade mit einer Bekannten das Lokal betritt. Marco Bruschi stimmt zu. Während der Kellner die beiden Besucherinnen zu einem Tisch begleitet, sprechen alle drei über den Regen, der sich draußen gerade zeigt. „Er ist so freundlich“, sagt eine von ihnen, nachdem sich Marco zurückgezogen hat. Auch die andere ist voll des Lobes: „Das hier ist unsere Heimat. Das Essen ist gut, auch meine Kinder kommen hierher und haben hier auch schon Geburtstage gefeiert.“
Gerade warten sie auf einige Freunde, mit denen sie sich regelmäßig zum Mittagessen in Linos Bar-Ristorante treffen: „Wir sind so ein Clübchen. Früher haben wir oft zusammen Boule gespielt, manchmal gehen wir auch erst zusammen eine Runde durch den Klettenbergpark. Gerade haben wir alle irgendein Wehwehchen – deswegen treffen wir uns jetzt direkt zum Essen.“
Mitten im Raum bietet eine Glastheke, gefüllt mit frisch zubereiteten Antipasti, schon erste Einblicke in das Angebot.
„Querbeet“, beschreibt eine der Besucherinnen die abwechslungsreiche Speisekarte. Neben zwei täglich wechselnden Mittagsmenüs zum Preis von 15 bis 18 € finden sich dort Vorspeisen wie Flusskrebssalat mit Avocado (16,50 €), Vitello Tonnato (14,50 €) und Thunfisch Carpaccio (14,50 €).
Die Gerichte sind mit Liebe zum Detail zusammengestellt und bieten einen kleinen Ausflug in die echte italienische Küche – direkt vor der Haustür in Köln-Klettenberg. Wer die schlichtere Küche bevorzugt, findet verschiedene Pizzen, die zwischen 8,50 € und 16,50 € kosten.
Der Fokus liegt aber auf anspruchsvolleren Gerichten – etwa dem gebackenen Lammrücken mit Rosmarin, Salbei, Lorbeer und Thymian und mediterranem Gemüse (29,50 €). Im Winter werden auch Wildgerichte angeboten.
Die Dessertkarte umfasst Besonderheiten wie Mandelparfait, Cassata (jeweils 7,50 €) und Zabaione (8 €). „Wir verwenden viele regionale, saisonale Produkte“, berichtet Inhaber Michelino Di Rosa. Spezialitäten wie Trüffel, Parmaschinken oder Parmesan bezieht er aber direkt aus Italien. Mit den Weinen, die in aufwändigen Spezialschränken sichtbar hinter der Bar stehen, sei ganz Italien vertreten.
„Unsere Küche ist bodenständig mit gehobenem Anspruch. Essen preiswert anzubieten, das ist nicht mein Credo“, bekennt Di Rosa: „Ich muss hinter dem stehen, was wir den Gästen auftischen.“ Er sei meist im Service tätig, könne aber im Bedarfsfall auch einen Koch ersetzen: „Es ist wichtig für einen Eigentümer, dem Koch klarmachen zu können, wie es sein soll. Dafür muss man immer ein bisschen mehr Ahnung haben als der Koch.“
Unbedingt probieren: Frische gefüllte Pasta
Eine Offenbarung für Pasta-Freunde: Linos Agnolotti, gefüllt mit Steinpilzen, dazu Kirschtomaten, oder auch die Panzerotti mit Minze-Zitrone-Schafskäse. Beide Pastaspezialitäten werden mit Salbei-Butter gereicht – eine echte Entdeckung!
Seit 1977 lebt der Italiener Michelino Di Rosa in Köln. Dass es dazu kam, war fast ein Zufall: „Ich war 17 und machte hier Schulferien. Irgendwie bin ich in den Beruf geraten, und es hat mir Spaß gemacht. Ich bin ein Vollblut-Gastronom. Etwas anderes könnte ich mir nicht vorstellen, auch wenn man in diesem Beruf auf vieles verzichten muss: Man arbeitet an den Wochenenden und an Feiertagen, darunter leidet die Familie schon manchmal.“
Eine Weile war Di Rosa im Landhaus Kuckuck tätig, später in zwei italienischen Lokalen. Seit 1982 ist er selbständig. „Köln passte menschlich zu mir. Ich habe mich hier nie fremd gefühlt. Die Kölner passen einfach zu den Italienern“, findet er: „Sie sind warmherzig, kumpelig und nicht arrogant. Anders bin ich hier nie behandelt worden.“
Di Rosa, der verschiedene Lokale führt, legt Wert darauf, dem Flair des jeweiligen Stadtteils zu entsprechen. In Klettenberg kombiniert er klassische Einrichtungselemente mit individueller Kreativität. Auf den Tischen stehen Vasen mit frischen Dahlien und Nelken. Die Lampen, deren Schirme innen goldfarben sind, geben ein warmes Licht. An den Wänden hängen gerahmte Fotos und ein Spiegel an der Kopfseite des Raumes. Es gibt rot lackierte Regale, schwarze Holzstühle – und selbstgezimmerte Beistelltische aus hölzernen Weinkisten.
In der Gastronomie, sagt Michelino Di Rosa, gehe es um Vertrauen – und gerade das sei so reizvoll. „Es macht mir Spaß, mit Leuten zu reden, die ich nicht kenne, und ihnen etwas zu empfehlen. Das wird einfacher, wen man die Leute besser kennt. Mit der Zeit weiß man, was ihnen schmeckt. Das ist das Gute an Stammgästen.“
Text: Johanna Tüntsch