Eis in der Eisdiele „Taormina“ in Dünnwald
Foto: Klaudius Dziuk

Im Taormina treffen Familienrezepte auf kreative Eisideen

In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Dieses Mal waren wir in der Dünnwalder Eisdiele Taormina, wo Maria Teresa Castagna mit ihrem Mann Angelo Gravina das Eiscafé ihrer Eltern übernommen hat.

Adresse

Berliner Str. 841, 51069 Köln

Öffnungszeiten

Mo–So 09:00–21:00 Uhr

Besonderheit

Für Kinder gibt es Streusel umsonst zum Eis

Weitere Informationen

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Die Eisdiele Taormina in Dünnwald ist immer beliebt. Aber es gibt einen Tag im Jahr, an dem sie die Herzen ihrer Nachbarn und Stammkunden besonders für sich gewinnen: „Am letzten Tag vor der Winterpause verschenken wir das ganze Eis, das noch übrig ist“, erzählt Maria Teresa Castagna.

Bis dahin dauert es allerdings noch eine Weile: An diesem Sommertag steht sie zusammen mit ihrem Mann Angelo Gravina hinter der Theke und bedient eine Mutter, die gerade mit ihrem kleinen Mädchen an der Hand hereingekommen ist. „Eine Kugel Erdbeer im Becher“, bestellt die Kundin. Als wenige Momente später der Eisbecher in der Hand des Kindes landet, reißt es verzückt die Augen auf und ruft: „Oh!“ Maria Teresa Castagna hat die Eiskugel in bunte Zuckerstreusel getaucht. „Kindern schenken wir immer die Streusel“, sagt sie.

Von Fruchteisbechern, Familienrezepten und dem Überraschungserfolg Dunkle Schokolade

Angesichts der zierlichen Statur der Inhaberin des Eiscafés mag man kaum glauben, was sie verrät: „Ich esse jeden Tag Eis!“ Am liebsten greift sie dabei zu einem Klassiker: „Eine Kugel Nuss und dazu Sahne, das mag ich am liebsten.“ Traditionelle Sorten wie Nuss, Erdbeer, Vanille und Schokolade sind aber längst nicht alle, mit denen das Eiscafé Taormina aufzuwarten hat. „Mit Eis kann man viel spielen und neue Sorten mischen“, erzählt sie.

Für die Zubereitung der Eiscremes und die Entwicklung neuer Sorten ist ihr Mann verantwortlich, Angelo Gravina. Er hat die Rezepte seiner Schwiegereltern, Angela und Salvatore Castagna, übernommen, „und verbessert“, wirft er verschmitzt in die Erzählungen seiner Frau ein. Die nickt und sagt: „Mein Papa wäre stolz, wenn er das noch erlebt hätte.“

Ein Erfolg, mit dem das Paar in dieser Form nicht gerechnet hätte, ist die Sorte Dunkle Schokolade. „Als vor einigen Jahren der WDR in der Lokalzeit über unsere Eisdiele und die dunkle Schokolade berichtete, riefen sogar Leute aus München an, die etwas davon wollten.“ Ganz zu schweigen von Kunden aus umliegenden Orten, die in so großer Zahl kamen, dass die große Nachfrage nur durch Unterstützung der Geschäftspartner zu bewältigen war: „Freitags waren alle Zutaten aufgebraucht, aber am Wochenende haben die Firmen zu! Wir konnten nichts mehr holen. Netterweise haben uns die Erzeuger ausnahmsweise am Freitagabend noch beliefert“, erinnert sich Maria Teresa.

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Unbedingt probieren: 

Dunkle Schokolade

Das einzige Missgeschick, dass es einmal mit dem Schokoladeneis gab, bringt sie heute noch zum Lachen: „Weißt du noch, als die Schokolade explodiert ist?“, fragt sie ihren Mann. Oh ja, weiß er noch: „Ich hatte die Mischung abgestellt, sie war noch nicht gefroren. Plötzlich fiel die Schüssel hin, sprang vom Boden wieder hoch und alles war voller Schokolade, auch ich von oben bis unten. Erst war ich sehr sauer, aber dann musste ich selbst lachen!“

Beliebte Kreationen sind auch Erdbeer-Nutella, Amaretto-Pfirsich und Cookies mit Salzkaramell. Die Lust am Experimentieren ist etwas Neues – im Eislabor so sehr wie bei den Kunden, erzählt die 45-Jährige, die sich noch an eine Situation aus der Zeit erinnern kann, als ihre Eltern das Café betrieben: „Versehentlich waren Amarena-Kirschen ins Zitronen-Eis geraten, das ja auch weiß ist. Eine Kundin kam zurück und sagte: Das ist doch viel zu sauer! Damals haben wir die Mischung weggetan, aber heute würde ich sie wahrscheinlich einfach anbieten und sagen: Das ist Zitrone mit Amarena-Kirschen.“

Die Möbel im Café haben eine Retro-Note und wirken gleichzeitig modern: Vor einigen Jahren haben Maria Teresa und Angelo das Taormina ganz neu eingerichtet. Es gibt Sitzgelegenheiten im Café und auf der dahinter gelegenen Terrasse. Außerdem kommen viele um ihr Eis mitzunehmen – zum Beispiel nach einem Spaziergang durch den Wildpark oder nach einem Besuch im Waldbad.

Oft sind es auch Anwohner aus der benachbarten Siedlung. Mit vielen Kunden ist über die Jahre ein sehr persönlicher Kontakt entstanden. Deswegen möchte das Paar Dünnwald nicht verlassen, obwohl sich, wie sie sagen, schon viele Möglichkeiten ergeben hätten: „Ich bin gerne mit den Gästen zusammen, die ich seit 30 Jahren kenne“, sagt Maria Teresa. Ihnen zuliebe möchten sie dieses Jahr auf keinen Fall den Preis von einem Euro pro Kugel Eis erhöhen: „Viele waren wegen Covid in Kurzarbeit. Wir möchten, dass die Kinder wenigstens ihr Eis kriegen können.“

Die Geschichte hinter dem Eiscafé Taormina

Für das Eiscafé Taormina begeisterte sie sich schon in den 1990er Jahren, als ihre Eltern es eröffnet hatten. Damals kam Maria Teresa in den Sommerferien zum Helfen nach Köln. Der Hauptwohnsitz der in Kalk geborenen Kölnerin während ihrer Kindheit und frühen Jugend war nämlich Sizilien, wo sie bei der Großmutter lebte. Ähnlich erging es auch ihrem Mann Angelo, der allerdings damals in Apulien zu Hause war: „Wir sind die Generation der eingepackten italienischen Kinder“, lacht sie: „Viele Familien machten das damals so. Die Eltern waren berufstätig, die Kinder wuchsen in Italien bei den Großeltern auf.“

Es sei eine Zeit gewesen, die sie nicht missen möchte: „Meine Großeltern waren lieb, und es ging mir sehr gut dort. Wir lebten in einem Dorf, hatten viel Freiheit und viel Natur um uns herum.“ Zurück in Köln, besuchte sie die italienische Schule in Mülheim und war von da an im Eiscafé tätig. „Ich lebte in Stommeln, als ich aus Italien zurückkam. Nach der Schule arbeitete ich in der Gastronomie und habe Wein verkauft“, berichtet Angelo. „Für Piero Massi“, wirft seine Frau stolz ein. Im Eiscafé Taormina half er zunächst nur aus, nachdem das Paar sich vor 28 Jahren im „Alten Wartesaal“ kennengelernt hatte.

2005 übernahmen sie dann gemeinsam den Betrieb. „Jetzt sitzen wir uns 24 Stunden am Tag auf der Pelle“, lacht Maria Teresa. Angelo lächelt nur verschmitzt: Der zurückhaltende Mann überlässt das Reden gern seiner Frau, die sich noch daran erinnert, dass sie mit einer Kundin einmal so ins Gespräch vertieft war, das von dem Eisteller, den sie in der Hand hielt, Soße auf deren Kinderwagen tropfte – zur Freude des Kindes, das darin saß und leise, aber genussvoll die unerwartete Süßigkeit ableckte.

Text: Johanna Tüntsch