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Jetzt abonnierenIn dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Dieses Mal erzählt uns Straßenbahnfahrer und Eiscafé-Besitzer Giuseppe di Salvo, warum er und seine Frau Claudia sich im Eiscafé Gioia in Niehl wie in Italien fühlen.
Niehler Str. 302, 50735 Köln
Mo–So 11.00–20.00 Uhr
Kölsch-italienische Atmosphäre
Mehr Infos gibt es auf Facebook
„Hier fühle ich mich wie in Italien“, sagt Giuseppe di Salvo und blickt sich um: Im Eiscafé Gioia haben er und seine Frau Claudia eine kleine Oase südländischer Lebensfreude geschaffen. Bevor sie morgens um 11 Uhr die Türen des Ladenlokals öffnen, sind bereits mehrere Passanten stehengeblieben, um auf dem Schild mit den Öffnungszeiten zu prüfen, wie lange sie noch warten müssen, um eine Bestellung aufzugeben. An der stark befahrenen Niehler Straße bietet das Café eine willkommene Gelegenheit, eine Auszeit vom Alltag zu nehmen.
Vor Beginn der Pandemie waren es vormittags vor allen Dingen Senioren aus der Nachbarschaft, die hier bei einer Tasse Cappuccino und einem Stück Kuchen den Tag begonnen haben. Im Laufe des Tages ist das Gioia von Menschen aller Altersgruppen frequentiert: Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, deren Wachen ganz in der Nähe liegen, schauen ebenso vorbei wie andere Berufstätige, zum Beispiel Mitarbeiter der nahegelegenen Ford-Werke, außerdem Jugendliche und Familien. „Ich liebe es, wenn Mütter mit ihren Kindern vorbeikommen, die eigentlich ein anderes Ziel hatten. Die Kinder ziehen dann an der Hand, weil sie hierher wollen – und meistens gewinnen sie“, amüsiert sich Giuseppe di Salvo.
Gastfreundlichkeit ist ihm wichtig. „Offiziell haben wir bis 8 Uhr geöffnet. Aber wenn Leute noch etwas länger hier sitzen, schicke ich sie nicht nach Hause“, so der gebürtige Sizilianer, der im Alter von einem Jahr nach Köln kam. Er schätzt den Austausch mit seinen Gästen: „Es sind viele Stammkunden dabei. Aus einigen Kunden werden Bekannte, aus Bekannten Freunde. Mit manchen laden wir uns gegenseitig zum Essen ein. Man erweitert hier seinen Horizont, denn die Gäste sind kunterbunt – der Arzt und der Anwalt kommen hierher, aber auch der Anstreicher und der Polier.“
Giuseppe di Salvo ist selbst nicht ständig im Café: Hauptberuflich ist er Straßenbahnfahrer bei der KVB. Seine freie Zeit widmet der Fan von Juventus Turin und dem 1. FC Köln der Familie, dem Fußball – und eben dem Eiscafé, wo er zum Beispiel für die Herstellung der Eiscreme verantwortlich ist. „Alle zwei Tage produzieren wir frisch“, berichtet er. Nur in Ausnahmefällen, etwa, wenn die Familie im Urlaub ist, übernimmt auch einmal die Angestellte der Eisdiele die Herstellung der kühlen Köstlichkeiten. Dafür hat er ihr eigens seine Rezepte und Tricks verraten.
„Ich mische, was mir schmeckt. Wenn ich gerade etwas mit Schokoladenstückchen mache und Orangen sehe, dann kann es zum Beispiel sein, dass ich das kombiniere“, erzählt er. Mitunter lässt er sich auch von Ideen der Kunden inspirieren, aber nur, wenn er sie für gut hält: „Manchmal kommt jemand, der woanders eine bestimmte Sorte gegessen hat und sagt: Mach das doch auch mal! Aber wenn ich das nicht gut finde, dann sage ich: Das geht nicht.“ Zu den ausgefallenen Varianten gehört zum Beispiel ein Eis mit der Geschmacksnote „Aperol Spritz“. Es gibt „Orange-Basilikum“, „Zitrone-Ingwer“ und Spezialitäten, die besonders bei Kindern beliebt sind: „Engelblau“ etwa oder „Kinderbueno“. Insgesamt erstreckt sich das Repertoire auf 50 Sorten. Die gibt es aber nie alle auf einmal, denn in der Theke ist nur Platz für 24 Sorten. Kunden müssen sich also überraschen lassen – und können immer wieder etwas Neues entdecken.
Die Schatzkammer des Eiscafés befindet sich im Keller. Hier steht nicht nur die Eismaschine, die Giuseppe di Salvo vor einigen Jahren für den Preis eines Kleinwagens gekauft hat, sondern hier sind auch alle Eisvorräte und Zutaten aufgereiht: Pfefferminzsirup, eine salzige Karamellcreme, weiße Schokolade, eine kostbare Creme aus echten italienischen Pistazien und vieles mehr. Sobald di Salvo die Dosen öffnet, sorgen allein schon die intensiven Gerüche für ein Glücksgefühl – jedenfalls bei Besuchern, die nicht ständig mit Eis in Kontakt sind. Di Salvo selbst reagiert inzwischen anders, wie er grinsend zugibt: „Früher habe ich gerne Eis gegessen, aber inzwischen kann ich keins mehr sehen.“
Wer es einmal nicht so frostig mag, kann etwas in der Kuchentheke aussuchen: Die ist teilweise mit eigenem Gebäck von Claudia bestückt, größtenteils aber mit Torten aus dem Café Klüppelberg in Höhenberg. „Die machen großartige Torten. Wenn Sie dort sonntags nicht schon um 10 Uhr kommen, müssen sie immer warten. Der beliefert sogar den Gürzenich“, verrät der Gelatiere, der in Höhenberg auch selbst seit seiner Kindheit zu Hause ist.
Vor etwa acht Jahren haben Giuseppe und Claudia di Salvo das Eiscafé Gioia übernommen. „Vorher hat es ein anderer Italiener betrieben. Wir erfuhren davon, dass es diese Gelegenheit gab, und ich dachte: Wenn wir das jetzt nicht tun, kommt diese Gelegenheit nie wieder“, erinnert sich der 50-Jährige, der schon lange vorher den Wunsch hatte, ein typisch italienisches Eiscafé zu führen.
Von seinem Bruder, der ein Eiscafé in Leverkusen betrieb, erhielt er seine ersten Tipps. Sobald er und seine Frau eingearbeitet waren, setzten sie eigene Ideen um. Auch die Rezepturen passte di Salvo hier und da an, bis sie ganz nach seinem Geschmack waren: „Jetzt habe ich meine Rezepte – und Ende! Ich bekomme Komplimente, das reicht mir.“
Text: Johanna Tüntsch