Im Café Casablanca in Humboldt-Gremberg wird frischer Minztee und Saft serviert
Foto: Costa Belibasakis

Café Casablanca – marokkanische Gastfreundlichkeit

In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Dieses Mal haben wir in Humboldt-Gremberg das Café Casablanca besucht. 

Adresse

Taunusstraße 1, 51105 Köln

Öffnungszeiten

Mo–So 10:00–21:00 Uhr

Besonderheit

Echt marokkanisches Gebäck und kleine Mahlzeiten aus der marokkanischen Küche

Weitere Informationen

Weitere Infos zum Café findest Du auf der Website oder auf Facebook

Eine Moschee, ein Gemüsegeschäft, ein Friseursalon und eine Apotheke säumen die Taunusstraße, die in der Mittagssonne ruhig daliegt. Nahe der Haltestelle Trimbornstraße geht es jedoch belebt zu: Auf dem Bürgersteig sind mehrere Tische und Stühle aufgestellt. In kleinen Gruppen, manchmal paarweise, sitzen etwa zwanzig Besucher daran. Weitere Personen betreten oder verlassen ein kleines Ladenlokal, das erst auf den zweiten Blick auffällt: das Café Casablanca.

Der orange gestrichene Raum bietet Platz für eine Theke, eine Sitzecke mit Hockern, die mit Teppichen bezogen sind, und ein paar weitere Plätze im Schaufenster.  

Es riecht nach Omelett, Kaffee und Gewürzen. Leise erklingt orientalische Musik, während eine Kellnerin die Wünsche der Gäste aufnimmt. Einige bestellen für unterwegs, andere bleiben, trinken aus hohen Gläsern grünen Tee mit frischer Minze, vertieft in ein Gespräch oder in Betrachtungen des Geschehens. 

„Die Marokkaner mögen die Enge, die Wärme. Bei uns ist es wie zu Hause, viele nennen das Café ihr verlängertes Wohnzimmer oder ihre verlängerte Küche“, erzählt Inhaber Kader Zaghi.

„Es gibt nichts Vergleichbares“, sagt Naziha, die extra aus dem Kölner Norden gekommen ist. Sie sitzt auf der Bank im Fenster neben Zohra, die versichert: „Hier gibt es authentisch marokkanische Küche.“ Alpay ergänzt: „Und es ist sehr familiär. Hier ist es wie bei Bruder, Schwester, Onkel oder Tante.“ 

Wie im Wohnzimmer einer großen Familie, laufen in dem kleinen Café von Kader Zaghi viele Fäden zusammen. „Wer heiraten möchte, wer einen Job oder eine Wohnung sucht, kommt zu mir“, erzählt er. „Hier zu arbeiten, das ist auch ein wenig Seelenklempnerei. Ich erfahre viele private Geschichten. Aber ich habe Schweigepflicht“, versichert er lachend.

Herzhaft oder süß – alles ist original marokkanisch

So klein es ist, ist das Café Casablanca dennoch ein Familienbetrieb, der über zwei Kontinente reicht. „Das hat meine Mama gemacht“, sagt Kader stolz und präsentiert eine Schale mit kleinen Gebäckstücken mit Sesam, die Keksen ähneln, aber weicher sind, ein wenig zuckrig kleben und ein charakteristisches Röstaroma haben. „Chebakiya“ heißen sie.

Eine andere Spezialität ist „Sellou“, eine Paste aus Sesam, Mandeln, Zimt, vielen Nüssen und Muskat. „Es ist ein kompliziertes Ritual, das herzustellen“, sagt Kader: Die Zutaten müssten geröstet und mehrere Stunden lang in die Sonne gelegt werden. Seine Mutter, die als Haushälterin in einer Arztfamilie tätig war, beherrsche diese traditionellen Rezepte: „Sie ist eine super Köchin. Ich könnte es bei anderen Frauen machen lassen, aber ich beziehe es lieber von meiner Mama.“ Die hausgemachten Spezialitäten lässt er einfliegen. 

Andere Gebäcksorten kommen aus einer marokkanischen Backstube in Düsseldorf. Außerdem gibt es Gebäck mit belgischer Schokolade, das Kader Zaghi in Brüssel bestellt. Aber nicht alles ist süß: Hinter der Theke verbirgt sich auch ein Brotregal, in dem es neben verschiedenen Broten auch ein kräftiges, köstliches Vollkornbrot gibt, zu dem nichts weiter als Olivenöl nötig ist, um ein leckeres, schnelles Gericht zu haben.

Wer herzhafte Snacks essen möchte, hat eine reichhaltige Auswahl – teils vegetarisch oder auch vegan, teils mit Fleisch. Es gibt das Omelette Casablanca mit Gurke, Tomaten, Oliven und Kreuzkümmel (6 €), außerdem das Omelette Chef (8,50 €), zu dem Frischkäse, Thunfisch, Avocado und Tomaten gehören. Die Kombination von Ei, Kümmel und Olivenöl sei typisch marokkanisch, berichtet der Gastronom. Ehrensache, dass er nicht irgendein beliebiges Olivenöl verwendet, sondern auch dieses aus marokkanischer Produktion bezieht.

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Unbedingt probieren: Hallawiettes und Chebakiya

Warm und sättigend ist die Bissara (6 €), eine würzige Suppe aus dicken Bohnen, die in Marokko auch zum Frühstück gern gegessen wird: „Die kennen und lieben auch meine deutschen Gäste“, erzählt er. Es gibt verschiedene Arten Msimmen, das sind gefüllte Pfannkuchen nach marokkanischem Rezept (ab 2 €) und Blätterteig-Pastillas, frittierte tunesische Sandwiches (4 bis 6 €) und süßen Millefeuille-Kuchen mit Vanillecreme (2 €).

Zudem gibt es kunstvoll zubereitetes Teegebäck im Café Casablanca. Verwendet werden ausschließlich natürliche Zutaten, darunter Zitrone, Honig, Pistazien und verschiedene Nüsse.

Die Geschichte hinter dem Café Casablanca

Übernommen hat Kader Zaghi das Café 2007. Zuvor war er 15 Jahre als Kommunikationselektroniker tätig, doch dann trennten sich die Wege zwischen ihm und seinem langjährigen Arbeitgeber. „Zu dieser Zeit wollte ich Deutschland verlassen, ich war enttäuscht“, gibt er zu. Ein Freund brachte ihn auf die Idee, in die Gastronomie einzusteigen, hatte ihn dabei aber eigentlich für ein Projekt im französischen Montpellier gewinnen wollen. Kaders aus Köln stammende Frau war darüber genauso unglücklich wie seine beiden Kinder, die hier aufgewachsen waren.

„Es gab hier einen Laden für marokkanische Spezialitäten. Ich kam zum Einkaufen her und fragte spontan, ob der Besitzer den Laden nicht verkaufen wollte. Zwei Tage später gehörte das Geschäft mir. Der Vorbesitzer wollte nur seinen Laptop und seine Jacke mitnehmen“, erinnert sich Kader, noch immer schmunzelnd über diese Wendung des Schicksals. 

Zwei Jahre habe es gedauert, bis sich unter den Kunden herumgesprochen habe, was er aus dem ehemaligen Laden gemacht hat. Er verwandelte das kleine Geschäft in ein Café mit Bestuhlung und Terrasse, erweiterte das Sortiment deutlich und verlieh ihm zusammen mit seiner Frau und seinen Töchtern eine neue Prägung: „Wir haben hier als Familie gemeinsam gewirkt, das hat bei den Leuten Vertrauen geweckt.“

„Man sagt bei uns: Wo du deine Brötchen isst und verdienst, da bist du zu Hause. So ist es – das Casablanca ist mein Zuhause“, bekennt Zaghi, der in Algerien aufgewachsen ist, aber eine marokkanische Mutter hat und sich daher beiden Ländern zugehörig fühlt.

Auch in Köln, wohin er durch seine Frau kam, fühle er sich heimisch: „Wenn ich verreise, vermisse ich Deutschland.“ Das war nicht immer so, gibt er unumwunden zu: „Als ich 1987 aus Nizza nach Köln kam, war es ein Schock für mich! Die Architektur ist … naja, komisch. Und das Wetter nicht das Beste. Das Meer habe ich auch vermisst, mit dem Rhein kann ich weniger anfangen. Aber inzwischen habe ich mich eingelebt, und wenn Karneval der Dienstagszug vor dem Café vorbeigeht, spiele ich auch Karnevalsmusik.“ 

Text: Johanna Tüntsch