Unbedingt probieren: Lasagne in jeglicher Form
In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. In der Altstadt haben wir das Café Bach der Aidshilfe Köln besucht. Willkommen heißt das Café aber alle Menschen aus Köln mit einem einfach guten und günstigen Mittagstisch, der noch ein echter Geheimtipp ist.
Pipinstr. 7, 50667 Köln
Di–Fr 11:30–17:00 Uhr
Bürgerlicher Mittagstisch aus frischen Zutaten zum fairen Preis
Weitere Infos zum Café Bach findest Du auf der Website der Aidshilfe.
Wie eine Insel liegt die Haltestelle Heumarkt zwischen den beiden Fahrspuren der Pipinstraße – umspült von Autos und Straßenbahnen, die aus der Innenstadt kommend Richtung Rheinufer oder in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Inmitten dieses verkehrsreichen Trubels liegt ein Ort, der Ruhe und Ankommen erlaubt: das Café Bach, das sich mit zwei Eingängen über die ganze Tiefe des kleinen Häuserblocks erstreckt.
1954 hat die Grubo, die heute zum GAG-Konzern gehört, das Geschäftshaus an der Pipinstraße errichtet. Geplant wurde es von dem Kölner Architekten Hans Schilling. Nach mehr als 60 Jahren war eine Frischzellenkur unumgänglich, und so hat die GAG das Gebäude von 2019 bis Ende 2021 aufwändig modernisiert. Eine Herausforderung für alle, die an Planung und Umbau beteiligt waren, denn Denkmalschutz und wenig Platz an und auf der Baustelle erforderten detailreiche Überlegungen und minutiöse Abläufe. So konnte beispielsweise kein Kran aufgestellt werden, sodass alle Materialien von Hand ins Gebäude gebracht werden mussten.
„Hier war früher eine Passage mit mehreren kleinen Geschäften“, erzählt Patrick Krupp, der das Café Bach leitet. Die frühere Passage, die vor der Modernisierung den Durchgang von der Haltestelle zur Pipinstraße ermöglichte, wurde geschlossen und ist nun das Domizil für das Café Bach. Die einstigen Ladenlokale sind als separate Einheiten erhalten geblieben, aber zum Mittelgang hin geöffnet und heute Teil des Cafés.
Überall laden farbenfrohe Möbel zum Verweilen ein. „Zu uns sind schon Menschen gekommen, die nur zehn Minuten lang auf die nächste Bahn warten wollten, und dann sind sie den ganzen Nachmittag lang geblieben“, erzählt Bernd, der im Service hilft.
Erste Anlaufstelle für die Gäste ist eine halbrunde Theke, blau und messingfarben, deren Optik an die 50er Jahre erinnert, abgestimmt auf die vanillegelben Klinker im Mittelgang. Dieser Wandputz ist für einen Innenraum ungewöhnlich, doch damit hat es eine Bewandtnis: „Die Kacheln stehen unter Denkmalschutz“, erklärt Patrick Krupp.
„Unser Herzstück ist der Mittagstisch“, sagt Caféleiter Krupp: „Wir bieten bürgerliche Küche aus frischen Zutaten für einen guten Preis.“ Jeden Tag gibt es ein Fleischgericht und eines, das vegan oder vegetarisch ist.
Die Preise dafür variieren zwischen 7 € und 9,50 €. Mal steht marinierte Hähnchenkeule mit Ofenkartoffel auf dem Speisezettel, mal rustikale Semmelknödel, dann wieder ein veganes rotes Linsen-Chili. Jeder Gast, der die regulären Preise bezahlt, ermöglicht mit seinem Besuch den vergünstigten Mittagstisch: Klienten und Ehrenamtler der Aidshilfe zahlen, wenn sie Kölnpass-Inhaber sind, für ihr Essen 4,90 €.
„Mein Anspruch ist es, mit gutem Essen Menschen satt zu machen. So kenne ich es auch von zu Hause“, sagt Krupp, dessen Eltern das Haus Zeyen in Deutz führen. Er selbst war nach seiner Ausbildung in einem 3-Sterne-superior-Hotel ein Jahr lang in der Schweiz, wo er als Sous-Chef in einem 5-Sterne-superior-Hotel arbeitete.
Er beherrscht das Kochen auf höchstem Niveau, hat aber festgestellt: „Ich möchte kein Chichi, sondern wirklich etwas bewegen.“ Seine Kreativität steckt er lieber in die Herausforderung, mit einem begrenzten Budget attraktive Speisepläne aufzustellen, die ohne Convenience-Produkte auskommen. „Ich achte auf frisches Fleisch und arbeite mit regionalen Lieferanten zusammen“, beschreibt Krupp.
Bei den Gästen ist, verrät Krupp, seine Lasagne sehr beliebt: „In jeglicher Form: mit Gemüse, Hackfleisch oder Pasta.“ Alle Soßen, Eintöpfe und Salate, auch die Desserts bereitet er frisch zu, „mal einen Joghurt mit karamellisierten Mandeln, mal zum Beispiel einen echten Schokoladenpudding mit Kuvertüre, da bin ich gerne spontan.“
Unbedingt probieren: Lasagne in jeglicher Form
Die Mittagsgerichte gibt es von 12 bis 14.30 Uhr. Anschließend können Kunden bis 17 Uhr hausgemachten Kuchen bestellen – gebacken von einem ehrenamtlichen Helfer, der ausgebildeter Konditor ist. Der Kaffee stammt aus der Ehrenfelder Rösterei Schamong, Wasser und Schorlen bezieht das Café Bach von ClimAid, einem jungen Unternehmen aus Haan, das es sich zum Ziel gesetzt hat, durch kurze Transportwege den CO2-Abdruck der Getränke zu minimieren.
Wer einen Blick in die messinggefasste Vitrine gegenüber der Theke wirft, erfährt, wem das Café Bach seinen Namen verdankt: Hier erinnern die Marionette von Urmel aus dem Eis, ein Kissen mit Fotodruck und ein Kochbuch an einen der bekanntesten Comedians in Köln: Dirk Bach.
„Wohin auch immer er reiste, musste für ihn zuerst ein gutes Café ausfindig gemacht werden“, berichtet Erik Sauer, Pressesprecher der Aidshilfe Köln. Da Bach die Aidshilfe finanziell stark unterstützt habe, habe man ihm mit dem Café ein Denkmal setzen wollen.
Die Aidshilfe Köln arbeitete schon vor der Modernisierung in dem Geschäftshaus. Jetzt ist sie Hauptmieterin und hat am Umbau der Passage zum gemütlichen Café maßgeblich mitgewirkt. Das Café ist nämlich die Einflugschneise für alle Besucher und Besucherinnen der Aidshilfe: Ob man ein Beratungsgespräch wahrnehmen möchte oder ein anderes Anliegen hat – der Zugang erfolgt vom Café aus.
„Hier wird man ja gesehen“, habe einmal eine Besucherin mit Blick auf die großen Schaufenster in den Gasträumen gesagt, erzählt Bernd. Seine Antwort: „Ja, wir sind ein offener Ort für jedermann.“ Indem den Beratungsräumen eine Gastronomie mit hoher Aufenthaltsqualität vorgelagert ist, vermischt sich hier das Publikum so bunt, wie es der Stadtgesellschaft entspricht. Hier komme der Kanzleichef genauso wie jene, die wissen, dass es günstig sei.
„Hier ist nicht nur eine kleine Tür zur Aidshilfe, sondern ein großer Eingang, mit dem wir die Menschen willkommen heißen. Wenn jemand eine Frage hat, wissen wir, an wen wir ihn verweisen können“, sagt Caféleiter Patrick Krupp. Ob man zur Beratung komme oder zum Mittagessen: „Alle stecken den Kopf hier rein.“ Jeder im Team durchlaufe im Vorfeld eine dreitägige Schulung, in der es um die Arbeit der Aidshilfe gehe.
„Man hat hier Kontakt mit sehr unterschiedlichen Menschen, das macht es so spannend“, sagt Krupp. Ihm gefällt außerdem der Rhythmus seines Arbeitsalltages: „Ich mag es, wenn es eine Stunde lang mal richtig stressig ist und man nicht weiß: Brennt jetzt hier die Soße an? Verkochen jetzt hier die Nudeln? Man muss an vieles denken und alles gleichzeitig machen. Danach steht man zusammen in der Küche, lässt den Tag noch einmal Revue passieren und weiß, man hat richtig etwas bewegt.“
Text: Johanna Tüntsch