Unbedingt probieren: Flammkuchen
In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Diesmal sind wir in Kalk unterwegs: Hier kannst du im Restaurant Blauer König gehobene Küche zu bodenständigen Preisen genießen.
Kleine Seitenstraßen führen weg von der Kalker Hauptstraße. Mitten im dicht besiedelten Stadtteil Kalk öffnet sich hier plötzlich der Markt, eine Freifläche, auf der Kinder spielen und Menschen aus der Nachbarschaft ein Schwätzchen halten können.
Auch ein Ecklokal fehlt nicht – und zwar ein ganz besonderes. Auch, wenn an der weiß verklinkerten Hauswand die Leuchtreklame „Sünner Kölsch“ anderes vermuten lässt: Mit einer Veedelskneipe hat das Restaurant Blauer König lediglich die Lage an einer Straßenecke gemeinsam.
Wer den Vorraum durchquert, steht in einem Raum, der eher an ein französisches Bistro denken lässt. Der Boden ist mit diagonal angeordneten schwarz-weißen Fliesen belegt, die Wandvertäfelung in einem freundlichen Pastellgrün gestrichen. Auf den schwarz lackierten Holztischen stehen Kerzen und Vasen mit frischen Tulpen. Die überschaubare Anzahl an Tischen und das gepflegte Ambiente geben dem kleinen Ladenlokal eine Atmosphäre von Exklusivität und Intimität.
Genau so zeigt sich die Stimmung auch am Abend, wenn Gäste da sind: Dann ist der Blaue König erfüllt von einem gedämpften Gemurmel. Ob Paare an den Tischen sitzen oder Familien – niemand ist laut, obwohl überall angeregt geplaudert wird.
Zwischen den Tischen umher eilt Abdelali Karim, der Wirt. Er kocht auch selbst. Zu seinen besonderen Spezialitäten gehört es, aus saisonalen Lebensmitteln Speisen zu zaubern, die eine Abwechslung von üblichen Standards der Gastronomie sind.
Da gibt es den Herbstsalat mit Gorgonzola, Birnenspalten und einem Ingwer-Limetten-Dressing, der süß und herzhaft gekonnt vereint. Je nach Jahreszeit stehen verschiedene Flammkuchen auf der Karte, die sehr beliebt sind – genauso wie das geschmorte Lammfleisch in Pflaumen-Schalotten-Jus an Kartoffelpüree.
Im Winter gibt es Gerichte mit Fleisch vom Hirsch, Wildschwein oder Reh. Das Wildfleisch bezieht er von einem Jäger aus der Eifel. Wer sich Pasta wünscht, wird auch nicht enttäuscht – und kann zum Beispiel Ravioli mit Perlhuhn-Trüffel-Füllung in Champignon-Trüffel-Rahm probieren oder auch Penne mit Hähnchenbruststreifen und Spargel in Zitronen-Kokosmilch-Soße.
Die Preise sind ausgesprochen moderat: Sie liegen für ein Hauptgericht zwischen 9,90 € und 14,90 €. Ausreißer sind lediglich die gebratenen Gambas (16,90 €) und das Argentinische Rumpsteak (17,90 €) – doch dafür gibt es eine Suppe oder marokkanisches Ratatouille auch schon für 5,90 €.
Unbedingt probieren: Flammkuchen
Leicht, knusprig und vielseitig: Die Flammkuchen (9,90 € bis 10,90 €) im Restaurant Blauer König sind besonders beliebt. Kein Wunder, der Wirt und Koch hat unter anderem in Frankreich sein Handwerk gelernt. Zu den Ganzjahresklassikern gehören die Varianten Tarte provençale mit Crème fraîche, Zwiebeln, Tomaten, Zucchini und Auberginen und Tarte Blauer König mit Crème fraîche, Zwiebeln, Rucola, gehobeltem Parmesan und Walnüssen.
„Anfangs war es schwierig, Fuß zu fassen. Aber es hat nicht lange gedauert, bis die Leute, die einmal hier gegessen hatten, wiederkamen“, erzählt Karim. 2009 hat er das Restaurant eröffnet. Nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern auch aus Ehrenfeld, Refrath oder Sülz machen sich Menschen auf den Weg, um in seinem kleinen Geheimtipp zu Gast zu sein. „Kalk hatte lange kein gutes Image, aber das hat sich sehr geändert“, so die Beobachtung des Wirts.
Viele Kunden im Restaurant Blauer König sind Stammgäste, die dem Lokal seit 13 Jahren die Treue halten. Ein besonderes Highlight war der Besuch von zwei englischen Touristinnen: „Die haben in einem englischen Restaurant-Magazin über mich gelesen und wollten den Blauen König kennenlernen. Sie haben die geschmorte Lammhaxe gegessen“, erinnert sich Abdelali Karim.
Seinen Erfolg führt er auf seine Erfahrung zurück, auf ein gutes Vorbild und persönliches Engagement: „Ich war richtig fleißig“, erzählt er. An guten Kölner Adressen habe er gearbeitet: im Via Bene, im Spitz, in der Bar Tabac, im Balthasar und im Bioladen am Brüsseler Platz. Dabei arbeitete er unter anderem mit Sterne-Koch Patrik Jaros zusammen: „Von ihm habe ich viel gelernt. Aber nicht alles davon passt hier nach Kalk.“ So hat er seinen ganz eigenen Mix erfunden: eine bodenständige Variante der gehobenen Küche, phantasievoll und bezahlbar zugleich.
Sein Wunsch sei es immer gewesen, selbständig zu arbeiten. „Ich will etwas ausprobieren können, meine Kreativität ausleben.“ Da er in seinem Lokal am Kalker Markt viel Zuspruch für seine Ideen erhält, will er hier auch bleiben, verspricht er: „Ich habe viele Angebote bekommen, um zu wechseln, aber ich bleibe hier, wo ich angefangen habe“, verspricht Karim.
Text: Johanna Tüntsch