Resad Karadeniz und Kellnerin Michele Schäfer arbeiten gut gelaunt hinter der Theke im Bickendorfer Hof in Köln-Bickendorf
Foto: Costa Belibasakis

Bickendorfer Hof – auf ein Kölsch in der Nachbarschaft

In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Dieses Mal haben wir in Bickendorf Resad Karadeniz besucht, der das Brauhaus im Bickendorfer Hof für unseren GAG-Mieter betreibt.

Adresse

Am Rosengarten 78, 50827 Köln

Öffnungszeiten

Di–Fr 15:00– 23:00 Uhr, Sa–So sowie an Feiertagen 12:00– 23:00 Uhr

Besonderheit

Rustikale Küche in kölscher Gemütlichkeit

Weitere Informationen

Weitere Infos zum Restaurant findest Du auf der Website vom Bickendorfer Hof oder auf Facebook

Es ist Mittag. Resad Karadeniz sitzt auf der Terrasse des Bickendorfer Hofes und erzählt, während durch den angrenzenden Vorgarten ein Paar mittleren Alters nach Hause kommt. Die Frau bleibt stehen, greift in eine der Tüten, die sie trägt, und drückt dem Wirt ein Paket Zucker in die Hand: „Hier, danke noch mal! Das hat uns am Wochenende echt gerettet.“ Resad Karadeniz lacht: „Freut mich, dass ich helfen konnte.“ Die Frau nickt: „Ja, es ist wirklich super, ein Lokal im Haus zu haben!“

Lokale in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bewohnerinnen und Bewohnern darüber und daneben gibt es in Köln viele, doch die Lage des Bickendorfer Hofes ist noch ein bisschen spezieller: Das Restaurant an der Ecke von Venloer Straße und Am Rosengarten hat einen Außenbereich, der direkt an die Fenster der dahinterliegenden Wohnungen angrenzt. Man sieht Spitzengardinen und ein paar Pflanzen auf der Fensterbank einer Privatwohnung. „Die gute Nachbarschaft ist mir wichtig“, sagt Karadeniz, der den Betrieb 2019 übernommen hat.

Rustikale Gerichte aus frischen Zutaten

Nicht nur den Menschen aus der Nachbarschaft gilt seine Aufmerksamkeit, sondern auch dem Wohl seiner Stammgäste. Deswegen setzt er auf Alltagsbetrieb und stellt seine Räumlichkeiten nicht für geschlossene Gesellschaften zur Verfügung: „Ich möchte für alle meine Gäste jeden Tag da sein“, erklärt er. Da das Lokal regelmäßig gut besucht ist, sollte man allerdings vorab reservieren.

In der warmen Jahreszeit stehen draußen 120 Sitzplätze zur Verfügung. Im Winter konzentriert sich alles auf den gemütlichen Innenraum, in dem nostalgische Schwarz-Weiß-Bilder das Köln vergangener Tage zeigen. Die Wände sind oben weiß, unten mit Holz vertäfelt, die rustikalen Tische blankgescheuert.

Über zufriedene Rückmeldungen freut sich der Gastronom. Besonders ist ihm die eines kleinen Kindes in Erinnerung geblieben, das im Lokal umherlief und ungefragt an den Tischen erzählte: „Hier gibt es die besten Chicken Nuggets der Welt!“

Das kulinarische Angebot reicht über das beliebte Kindergericht allerdings weit hinaus. Es gibt Deftiges wie Grünkohl mit zwei Mettwürsten  (15,90 €), Schnitzel von Pute und Schwein in unterschiedlichen Varianten (15,50 bis 19,90 €), Cordon Bleu (21,90 €) oder Steak (ab 20,90 €). Wer es regional mag, findet kölsche Spezialitäten, außerdem zum Beispiel Himmel und Ääd (14,90 €).

Für Vegetarier hat Karadeniz auch einiges im Angebot: Es gibt vegetarische Gerichte wie Spätzle mit Champignon-Rahm-Soße (11,90 €), eine beliebte Bratkartoffelpfanne mit saisonalem Gemüse (14,90 €), Suppen und zahlreiche verschiedene Salate. Saisonale Wechsel sind für den Wirt, der auf frische Zubereitung Wert legt, eine Selbstverständlichkeit.

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Unbedingt probieren: Gambas Al Aioli

Unter den Gästen des Bickendorfer Hofes sind die Gambas Al Aioli (15,90 €) besonders beliebt. Die großen Garnelen werden pur in Öl und Knoblauch gebraten und gewinnen damit eine besondere Würze.

Die Geschichte hinter dem Bickendorfer Hof

Resad Karadeniz, der früher auf der Zülpicher Straße Kneipen führte, erzählt, dass ein Getränkelieferant, der Mieter der GAG, ihn mehrfach darauf angesprochen habe, ob er nicht den Bickendorfer Hof übernehmen wolle. Zunächst sei das für ihn nicht in Frage gekommen: „Ich wollte im Zentrum bleiben!“ Dann habe es einen Pächterwechsel gegeben, doch der neue Pächter blieb nicht. „Schau es dir mal an“, habe ihn der Getränkelieferant ermutigt.

Zur Entscheidung, den Hof zu übernehmen, kam Karadeniz dann sehr spontan: „Ich habe mir erst mal das Viertel angeguckt, bin hier durch die Straßen gelaufen. Ich lebe schon lange in Köln, aber Bickendorf kannte ich bis dahin nicht. Was ich gesehen habe, fand ich wirklich schön – diese kleinen Gassen, kleinen Häuser! Das ist ein bisschen wie im Süden, total schön. Ich dachte: Ja, das ist mein Viertel! Dann bin ich ins Lokal gegangen und habe gesagt: ‚Hallo, ich bin der Neue!‘ Inzwischen kenne ich hier fast alle.“

Die Menschen aus Bickendorf seien sehr nett, hilfsbereit und freundlich, sagt er. In der Zeit, die er im Viertel bislang erlebt habe, sei der Stadtteil jünger geworden: „Früher gab es hier viele ältere Leute, aber jetzt kommen mehr junge Familien und Kinder.“ Entsprechend bunt sei der Bickendorfer Hof besucht, was ihn freut: „Es war mein Ziel, hier ein gemischtes Publikum anzusprechen. Das ist mir gelungen.“

Die meisten Besucherinnen und Besucher seien Stammgäste. Man duzt sich.

Als Wirt freut Karadeniz sich über den Rückhalt, den er erfährt, wenn die Gäste einmal warten müssen. „Momentan sind wir im Service zu zweit. Es ist schwer, Personal zu finden. Aber es gab eine lustige Situation, in der ein Kind sah, dass wir wirklich rennen mussten, weil so viel zu tun war. Die Mutter des Jungen sagte: ‚Mein Sohn will helfen!‘ Dann hat der kleine die leeren Gläser abgeräumt – und er war sehr stolz, als er dafür von uns eine Apfelschorle bekommen hat“, erzählt der Wirt schmunzelnd.

Besonders habe sich der kleine Junge darüber gefreut, dass er zum Dank die Kellnerin Michele küssen durfte: „Sie ist noch beliebter als ich!“

Text: Johanna Tüntsch