Regale und alte Reklameschilder im Café Alte Wäscherei in Zollstock
Foto: Costa Belibasakis

Café Alte Wäscherei – ein bisschen Lissabon in Zollstock

In dieser Rubrik findest Du Gastro-Tipps aus Deinem Veedel. Hier geht es um die Alte Wäscherei: Wenn Du in Zollstock unterwegs bist und Lust auf Kaffeehauskultur mit portugiesischer Note hast, solltest Du Dir dieses Café nicht entgehen lassen.

Adresse

Höninger Weg 218 a, 50969 Köln

Öffnungszeiten

Mo–So 10:00–19:00 Uhr

Besonderheit

Kuchen und kleine Gerichte mit portugiesischem Einschlag – in einer Atmosphäre, die Gemütlichkeit und Industrie-Chic verbindet

Weitere Informationen

Weitere Infos findest Du auf der Website, bei Instagram oder auf Facebook

Im Café Alte Wäscherei trifft Nostalgie auf Moderne. Überall gibt es Überbleibsel aus vergangenen Zeiten: Im Wandregal stehen historische Plätteisen. Hinter der Theke hängt ein Emailleschild aus den 1960er Jahren, das ein Paar in eleganter Garderobe zeigt und verspricht: „Chemische Reinigung pflegt und erhält Ihre Kleidung.“

Gegenüber ziert eine mannshohe Logofigur der Reinigungskette Kingsgard die Wand. Sie ähnelt den fellbemützten Soldaten der britischen Queen’s Guard. Gleichzeitig unterscheidet sich der moderne Industriestil deutlich von der Cafékultur vergangener Tage. Die Kuchenvitrine ist im unteren Bereich mit einer Betonplatte verkleidet, Tische und Stühle sind schlicht. Plüschig ist hier nichts. Trotzdem strahlt der Gastraum mit seinen bunten Kissen Behaglichkeit aus, und das nicht erst, wenn es nach Waffeln und ofenfrischer Pasta del Nata riecht.

Opulente Torten, heiße Natas und herzhafte Gerichte

Für die Küche ist Cristina De Sousa verantwortlich, die vor 30 Jahren von Lissabon nach Köln kam. Zusammen mit ihrem Partner Berndt Berger führt sie das Café, in dem es auch eine individuelle Auswahl von Kuchen gibt, die jeden Tag ein bisschen variiert.

Bananenkuchen mit Karamell und einer Sahnecreme gehört zu den Klassikern, die meist im Angebot sind. Ebenso der Rüblikuchen. Gerade steht auch eine Schoko-Keks-Torte in der Auslage. Sie erinnert an ein Kindergeburtstagshighlight aus Tagen, als „zuckerfrei“ noch kein häufiges Wort im Sprachgebrauch hiesiger Familien war. „Oh, wie dieser … wie heißt er noch … Kalte Schnauze“, ruft eine Besucherin begeistert.

Nicht alles in der Alten Wäscherei ist so kalorienreich: „Manchmal gibt es aber auch Kuchen mit Roter Beete oder Zucchini. Tina backt, wozu sie Lust hat“, erzählt Berndt Berger. Auf dem Speisezettel, der passend zum Namen aus Karten besteht, die an einem Kleiderbügel hängen, finden Besucher aber auch herzhafte Gerichte: Tagessuppe (6,90 €), Toasties mit Salat in verschiedenen Varianten (6,50 €), Quiche (7,90 €), unterschiedliche Flammkuchen (8,90 €) und das portugiesische Grillhähnchen Frango Piri Piri (12,50 €).

Auch, wer nur etwas trinken möchte, kann sich Hausgemachtes servieren lassen. Es gibt Limonaden mit Holunder, Mango, Cassis, Maracuja und Ingwer. Der Kaffee stammt teils aus der Kölner Rösterei Heilandt, teils aus Portugal und wird für jede Tasse frisch gemahlen

cake
starstarstarstarstar

Unbedingt probieren: Echt portugiesische Natas

Leicht, süß, cremig: Wer Natas liebt, sollte in der Alten Wäscherei unbedingt eine zum Kaffee bestellen! Die Törtchen aus Blätterteig und Vanillecreme sind ein portugiesischer Klassiker, der hier frisch und heiß serviert wird. In der alten Wäscherei gibt es sie in zwei Varianten: die Original-Nata (2,80 €) und die Schoko-Nata (3,20 €).

Die „Nata“ gehört zu den Spezialitäten des Hauses. Inhaberin Cristina De Sousa hat aus Portugal das Rezept für diesen Klassiker mitgebracht, der kleiner und leichter ist als ein ganzes Stück Kuchen oder Torte, aber mindestens ebenso köstlich. Am besten sitzt man dabei im Strandkorb vor dem Café und schließt die Augen – wenn dann gerade die Straßenbahn Linie 12 vorbeifährt, kann man sich vorstellen, man wäre in Lissabon und das Meer wäre auch nicht weit!

Die Geschichte hinter der Alten Wäscherei

Name und Einrichtung des Cafés Alte Wäscherei sind kein Zufall: Noch Anfang des Jahres 2020 war hier eine Filiale der City Reinigung. Sie ist eine von zahlreichen Reinigungen gewesen, die Berger und De Sousa im Köln-Bonner Raum betrieben, zeitweisen waren es über 30 Stück.

In der Corona-Pandemie haben sich die beiden jedoch neu orientiert und einige Standorte aufgelöst. „Wir durften geöffnet haben, aber das brachte uns gar nichts: Durch das Homeoffice mussten die Leute nicht mehr so chic sein“, berichtet Berndt Berger.

Das erschwerte ein Geschäft, in dem er und De Sousa sich bereits vorher mit Herausforderungen konfrontiert sahen: „Wir haben die Problematik der Fast Fashion. Reinigung ist zum Teil teurer als Neukauf. Außerdem ist Köln ohnehin eher lässig. In anderen Städten wie Düsseldorf oder Frankfurt gilt ein anderer Dresscode, da gibt es zum Beispiel viel mehr Hemdenträger. In Köln nutzten ohnehin nur drei bis sieben Prozent der Menschen eine Reinigung.“ So kam es, dass die beiden im August 2020 in den Räumen der Reinigung ein Café einrichteten und Wirtsleute geworden sind.

Ganz die Branche gewechselt hat das Paar allerdings keineswegs. Weiterhin nehmen sie in anderen Ladenlokalen Textilien zur Reinigung an, zum Beispiel auf der Venloer Straße, am Barbarossaplatz und auf der Dürener Straße. So nehmen sie aus beiden Geschäftswelten etwas mit. „Ich habe immer schon gerne gebacken, aber das Reinigen finde ich schon sehr interessant. Es macht mir Spaß, mit den vielen unterschiedlichen Textilien umzugehen. Oft sind die Pflegehinweise, die man auf der Innenseite von Kleidung findet, falsch. Man muss ein Feeling dafür haben, was die Sachen brauchen“, sagt Cristina De Sousa, die den Cafébetrieb im Vergleich damit einfacher findet.

Ihrem Partner macht vor allen Dingen die Arbeit mit Menschen Freude. Die habe er so oder so, da es immer um den Umgang mit Mitarbeitern gehe, um Respekt, das Gestalten von Arbeitsabläufen, Personalentwicklung und Eigenständigkeit, zählt er auf. Berndt Berger sagt, er sei ohnehin jemand, der gerne öfter mal ein neues Projekt ins Leben ruft. Nun eben das Café Alte Wäscherei.

„Zollstock ist ein aufstrebender Stadtteil, dessen Klientel sich geändert hat, zum Beispiel gibt es inzwischen viele Studenten hier. Die Lage der Reinigung war gut für ein Café: Draußen haben wir die Terrasse, und etwas ähnliches gibt es hier noch nicht“, so seine Beobachtung.

Er sieht das Café als einen Ort der Begegnung. In der Alten Wäscherei kann man schnell ein paar Natas holen oder stundenlang im Strandkorb sitzen und bei einer Tasse Kaffee das Geschehen auf dem Höniger Weg beobachten. Manche Besucher kommen jeden Tag zur gleichen Zeit, andere zufällig. Für alle gilt: „Nun müssen sie nicht immer aus dem Veedel rausfahren, wenn sie mal was trinken wollen.“

Text: Johanna Tüntsch