#zohus
auf Facebook
Verpasse keinen neuen Beitrag!
Jetzt folgenIn dieser Rubrik lernen wir Kölner Vereine kennen. Diesmal waren wir bei einem informellen Vereinstreffen von Zero Waste Köln e. V. dabei.
In vielen Veedeln aktiv
Jeder kann ehrenamtlich unterstützen. Eine Mitgliedschaft ist ab 12 Euro pro Jahr möglich
Viele Arbeitskreise und Austauschmöglichkeiten
Mehr Infos über Arbeitskreise, Treffen und anderen Veranstaltungen findest Du auf der Website von Zero Waste Köln e. V.
„Null Müll“ – das bedeutet Zero Waste. Es ist ein Trend, eine weltweite Bewegung und in Köln sogar ein ganzer Verein. Und für die Mitglieder von Zero Waste Köln e.V. ist es auch eine Lebensphilosophie. Doch keine Sorge. Dieser Text will Dir kein schlechtes Gewissen machen. Uns geht es um etwas anderes: Wir wollen zeigen, welche Menschen hinter dieser Philosophie stehen. Und eines schon mal vorweg: Zero Waste Köln lädt Dich zum Mitmachen ein! Denn das Motto der Müllvermeider lautet: „Wer die Welt verändern will, der fängt am besten bei sich selbst an.“
Corinna Domnick und Niki Kern sind im siebenköpfigen Vorstand von Zero Waste Köln. Sie sind häufig auch die ersten Ansprechpartner für alle, die mehr über Zero Waste erfahren wollen. Dann räumen sie auch schon einmal mit Vorurteilen auf. Denn auch wenn Zero Waste eigentlich „null Müll“ bedeutet, geht es bei der Philosophie nicht um Perfektion. Es geht darum, innerhalb der eigenen Möglichkeiten Müll und Verschwendung zu minimieren. Der Zero Waste-Gedanke geht also weiter, als man erst einmal denken mag. „Zero Waste heißt eben nicht nur kein Müll, sondern auch keine Verschwendung“, erläutert Corinna. Das zeigen auch die unterschiedlichen Aktionen und Projekte, die der Verein vorantreibt.
Viele Aktionen von Zero Waste Köln setzen auf einer sehr praktischen Ebene an. Wichtig ist dem Verein vor allem der Austausch mit anderen Menschen. Die Öffentlichkeitswirksamkeit und das Sensibilisieren für das Thema Zero Waste steht immer wieder im Mittelpunkt ihrer Anstrengungen. Hier ein paar Beispiele.
Zero Waste Köln ist bei öffentlichen Veranstaltungen und Straßenfesten häufig mit einem Info-Stand vertreten und informiert umweltbewusste Kölner über die Ziele und Aktivitäten des Vereins. Niki berichtet uns von müllfreien Picknicks: Geschirr, Besteck und Flaschen in Mehrwegvarianten statt Einwegplastik, wiederverwendbare Behälter statt Wegwerfverpackungen. „Wir wollen zeigen, dass man im Park picknicken kann, ohne Müllberge zu hinterlassen. Das ist auch eine gute Möglichkeit, neue Leute anzusprechen.“ Auch bei Aufräumaktionen am Rhein sind sie vor Ort und freuen sich über jeden guten Austausch.
Außerdem arbeitet Zero Waste Köln auf verschiedenen Ebenen mit der Stadt Köln zusammen. „Die Stadt ist froh über unser Wissen“, so Corinna. Auf Einladung des Marktamts sind die Müllvermeider im vergangenen Jahr mit einem Infostand auf dem Markt am Nippeser Wilhelmplatz gewesen. Dort sind sie auf Händler zugegangen und haben ihnen erklärt, wie sie plastiktütenfrei verkaufen können. Gespräche über weitergehende Kooperationen laufen.
Geplant sind auch Nähcafés. Hier sollen Fähigkeiten vermittelt werden, Defektes zu flicken und unansehnlich gewordene Dinge anders zu nutzen. Die Botschaft dahinter: weniger Müll gleich weniger Konsum.
Abschminkpad selber nähen: Schneide kreisrunde Stücke aus einem alten T-Shirt und einem alten Frottierhandtuch. Jetzt nähst Du je ein Stück T-Shirt mit einem Stück Frottierhandtuch zusammen. Fertig!
Einkaufstasche selber nähen: Aus einem alten Top wird ganz leicht Deine nächste Einkaufstasche. Ziehe das Top einfach auf links. Jetzt nähst Du es von unten zu. Wieder umkrempeln und fertig!
Picknickset selber nähen: Schlage einfach die Seiten von einem alten Geschirrtuch um und nähe diese fest. Das machst Du noch einmal bei einem kleineren Stück. Danach nähst Du das kleine Stück unten, rechts und links am großen Stück fest. Seitlich nähst Du jeweils noch Bänder aus Stoffresten an, damit Du das Set zusammenbinden kannst. Fertig für das nächste Picknick!
Wer wirklich neue Dinge braucht, muss diese nicht immer kaufen: Auf öffentlichen Tauschpartys werden Kleider, Pflanzen, Spielzeug und andere Dinge zum Tausch angeboten. Die jährliche Gegenveranstaltung zum „Black Friday“-Konsumrausch steht unter dem Motto „Tauschrausch – tauschen statt kaufen“.
Doch oft machen die deutschen Vorschriften Müllvermeidung nicht leicht. Ein Beispiel dafür: Im Sommer 2019 übernahm Zero Waste Köln ein Café in Köln-Sülz und machte „Die Malve“ für drei Wochen zum müllreduzierten Zero-Waste-Pop-up-Café. Die Aktion zeigte, dass Zero Waste in der Gastronomie möglich ist, aber auch wo Müllvermeidung an ihre Grenzen stößt. „Es war natürlich leicht, auf Strohhalme zu verzichten“, erinnert sich Niki. „Wenn man allerdings alle Papier- durch Stoffhandtücher ersetzen möchte, muss man aufpassen mit den Hygienevorschriften. Wir stellten komplett auf kleine Einmal-Stoffhandtücher und Stoffservietten um, die täglich gewaschen wurden.“
Wir treffen Olivera Wahl beim Good Lunch. Unter dem Motto „Eine Stunde Mittagspause mit Input und Inspiration“ stellen sich bei dieser Reihe einmal im Monat Initiativen vor, jeweils am letzten Mittwoch ab 13 Uhr im Stadtgarten. Heute macht Zero Waste Köln die Veranstaltung zum informellen Vereinstreffen.
Olivera macht seit Sommer 2019 bei Zero Waste Köln mit und ist zum ersten Mal beim Good Lunch dabei. Beim anschließenden Austausch erzählt sie uns: „Vor zwei Jahren habe ich mir das Ziel gesetzt: Ab sofort werde ich jedes Jahr ein wenig klimafreundlicher. Ich möchte unserem Planeten was zurückgeben, statt immer nur zu nehmen.“
Ihr erstes Zero-Waste-Projekt: Bestandsaufnahme im Badezimmer. Da standen und lagen damals mehr als 100 Kosmetikprodukte herum, zwei Drittel davon in Benutzung. „Heute sind es noch 20 Produkte. Zehn Altbestände, von denen ich nur fünf ersetzen werde, wenn sie leer sind. Und zehn, die dem Gedanken von Zero Waste entsprechen. Sie sind entweder aus einem Unverpackt-Laden oder selbstgemacht.“
Welche Produkte bei Olivera zuerst rausgeflogen sind? Zahnpasta und Abschminkpads! „Ich benutze heute Zahnputzpulver mit Orangengeschmack, so kann ich auf Plastiktuben verzichten. Und abwaschbare Wimperntusche. Duschen reicht, die Abschminkpads kann ich mir sparen.“
Danach ersetzte sie normales Shampoo und Duschgel. „Das besorge ich mir jetzt beispielsweise im Unverpackt-Laden. Die kosten zwar 3 Euro pro 100 Gramm. Aber das ist es mir wert, schließlich spare ich anderswo viel Geld.“ Geld sparen? Ja, richtig gelesen. Denn häufig ersetzt ein Zero-Waste-Produkt gleich mehrere andere Produkte. Olivera setzt zum Beispiel Sheabutter als Allzweckmittel ein: „Die ersetzt bei mir Antifaltencreme, Lippenpflege, Gesichtscreme und Bodylotion.“
So also hat Olivera ihren Plastikmüll halbiert. Übrigens tut das nicht nur der Tonne gut, sondern manchmal auch der eigenen Gesundheit. Olivera berichtet aus eigener Erfahrung: „Früher habe ich auf 90 Prozent der Kosmetikprodukte allergisch reagiert. Heute mache ich alles aus einigen wenigen hochwertigen Zutaten selbst – und habe keine Probleme mehr.“ Nach dem Bad folgte auch der Putzmittelschrank: „Aus 21 Produkten wurden 5. Alle nachfüllbar, alle biologisch abbaubar.“ Ihr nächstes Ziel ist die Küche.
Und welche Erfahrungen willst Du teilen? Oder brauchst Du mehr Erfolgsgeschichten zur Inspiration? Corinna und Niki freuen sich auf jeden Fall, wenn Du beim nächsten Treffen dabei bist.
Text: Markus Düppengießer