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Jetzt folgenIn dieser Rubrik lernen wir Kölner Vereine kennen. 2019 waren wir beim Training der Karnevalstanzgruppe Kölsche Stäänefleejern dabei.
Bocklemünd
Wer bei den Stäänefleejern mittanzen will, kann sich zum Probetraining anmelden.
Während der Karnevalssession fällt das Training aus, dafür stehen bis zu 40 Auftritte an
Kinder von 6 bis 15 Jahren trainieren 1x die Woche am Nachmittag. Jugendliche von 16 bis 25 Jahren trainieren zusätzlich 2x die Woche am Abend
In der Turnhalle im Görlinger-Zentrum gibt Cassia Kürten mit ihrem Headset den Ton an. „Macht voran, so viel Zeit haben wir nicht“, motiviert sie ihre Karnevalstanzgruppe. Auch wenn die Soundanlage immer wieder ausfällt – ihre Ansagen sind klar und deutlich zu verstehen. Die Kinder und Jugendlichen folgen den Anweisungen. Zwischen Basketballkörben und hochgestellten Matten fangen sie an, sich aufzuwärmen.
Cassia Kürten ist ausgebildete Tänzerin und Tanzpädagogin. Sie engagiert sich seit über 20 Jahren im Karneval, hat die Immisitzung choreografiert und arbeitete mit Bläck Fööss und Höhnern zusammen. Karneval und Tanz sind für sie gelebtes Brauchtum. Ihr Ziel: Den Jugendlichen nicht nur das Tanzen beibringen, sondern auch das Jeföhl.
Erst 2018 hat Cassia Kürten die Kölschen Stäänefleejer e. V. gegründet – ein Jahr später ist sie als Leiterin für zwei Tanzgruppen verantwortlich. Die jungen Sternenflieger sind zwischen 6 und 15 Jahre alt. Außerhalb der Session treffen sie sich einmal pro Woche. Die Älteren trainieren an drei Tagen, an einem davon trainieren alle gemeinsam, denn die Großen kümmern sich hier um die Kleinen. Dieses Prinzip liegt Kürten am Herzen.
Was auch dazu gehört: der raue Umgangston. „Das war schlecht“, sagt Kürten. Zu Kasallas gleichnamigem Lied und zu „Kölsche Jung“ von Brings schunkeln die Stäänefleejer nicht gemächlich, sie rackern und schwitzen. Langsam färben sich ihre Gesichter rot. „Wir haben doch am Donnerstag viel über Ausdruck gesprochen. Das will ich jetzt sehen.“
Kürten hat hohe Ansprüche und korrigiert, was zu korrigieren ist. „Ich tue das, weil ich will, dass jeder Tänzer gut aussieht.“ Neben einem versöhnlichen „Alles gut, prima“ hören die Kinder auch ab und an ein „Okay, gut“.
Während sich Außenstehende über den rauen Ton noch wundern, finden die Kinder das ganz normal. „Ich habe schon mal Freunde zum Training mitgebracht, die hatten damit Probleme“, sagt Laura Schorn. Die 16-Jährige wird bereits seit fünf Jahren von Kürten betreut. Sie spielte schon Klavier, Klarinette, Querflöte und sie ritt: „Ich habe so viele Lehrer gehabt. Ich weiß, wie die sind. Mir macht das nichts aus.“
Quentin Kürten ist der Sohn von Cassia Kürten und hat die Kölschen Stäänefleejer mitgegründet. Heute ist er als Kommandant die rechte Hand der Tanzgruppenleitung und findet, dass Tänzer klare Ansagen brauchen. „Das ist ja alles gut gemeint.“
Am Karneval gefallen Laura am besten die Auftritte und „die starke Gemeinschaft, die hier herrscht“. Quentin hat nur während des Abiturs ein Jahr auf das Tanzen verzichtet: „Aber dann habe ich gemerkt, es geht nicht ohne.“ Den Karnevalstanz macht für ihn vor allem „die Lebensfreude, der Spaß an der Sache“ aus. Er erklärt das so: Während man etwa beim Fußball gegeneinander antritt, ist beim Tanzen das Konkurrenzdenken nicht so groß. „Wie heißt es so schön: In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“
Und vereint sind die Sternenflieger das ganze Jahr über – außerhalb der Session beim wöchentlichen Training. Während der Session ist Training in der Regel nicht nötig. Bis Veilchendienstag stehen bis zu 40 Auftritte an. Vom Einmarsch bis zur Schlusspose dauert es meist 20 bis 30 Minuten, das übliche Programm umfasst vier Tänze.
Doch jeder Auftritt ist anders, jeder Saal und jede Bühne. „Eine große Bühne ist schwerer als eine kleine“, erklärt Cassia Kürten. Denn selbst wenn die Gemeinschaft die stärkste Motivation ist, kommt es auf der Bühne darauf an, den richtigen Abstand einzunehmen und zu halten.
Text: Markus Düppengießer