Hier fehlt ein Tipp?
Unsere Redaktion freut sich auf Deinen Geheimtipp.
Schreib uns!In dieser Rubrik gehen wir zusammen auf Entdeckungstour durch Köln. Diesmal schließen wir uns den ehrenamtlichen Zoobegleitern an, die uns bei einer abendlichen Taschenlampenführung durch das Kölner Terrarium, Aquarium und Insektarium führen.
Riehler Straße 173, 50735 Köln
Erwachsene 24 €, Schüler, Studenten und Azubis 20 €, Kinder 16 €
Zoo und Tiere bei Nacht erleben
Hier geht es zur Website vom Kölner Zoo für mehr Infos
Es ist 19:30 Uhr. Eine Gruppe von Müttern, Vätern und Kindern wartet schon ungeduldig vor dem Eingang des Kölner Zoos. Dann, pünktlich auf die Minute, öffnet sich die Tür am Ausgang des Aquariums. Die ehrenamtlichen Zoobegleiter winken die Gruppe herein, haken ihre Namen auf einer Liste ab und dann geht das Licht aus. Die Taschenlampenführung im Aquarium kann beginnen.
Wild leuchten die Kinder mit ihren Taschenlampen durch den vordersten Raum, wo die Aquarien stehen. „Bitte Vorsicht. Stopp, schnell die Taschenlampen aus“, ruft Günter Goetz, der die Gruppe heute Nacht zusammen mit einem Kollegen durch das Kölner Aquarium führt. „Viele Fische reagieren ganz empfindlich auf Licht. Deshalb leuchtet bitte nur in die Becken und Terrarien, wenn ich es euch vorher erlaube.“ Das Licht der Taschenlampen sammelt sich am Boden. Die Augen der Kinder sind auf den Zoobegleiter gerichtet. Gleich geht es los.
Goetz geht voran – zuerst zu den Terrarien. „Vorsicht bitte“, sagt Goetz erneut. „Weil es so dunkel und still ist, laufen uns sicher ein paar Futtertiere über den Weg. Und dann sind auch die kleinen frei laufenden Echsen nicht weit, die das entflohene Futter jagen. Achtet bitte auf den Boden, wir wollen ja nicht versehentlich auf die Tiere treten.“ Und mit dem Beenden des Satzes bleibt er vor dem ersten Terrarium stehen.
Was man hier zuerst sehen kann? Vom Aussterben bedrohte Schildkröten. „Die haben wir durch eine Beschlagnahmung am Flughafen erhalten. Jemand wollte sie als Haustier halten. Den armen Tieren ging es so schlecht, dass sich sogar schon ihr Panzer auflöste. Wir haben sie wieder aufgepäppelt“, erzählt der Zoobegleiter und zeigt auf ein kleines Terrarium daneben. „Hier seht ihr das Resultat, den neuesten Nachwuchs.“ Bedrohte Tierarten zu züchten und wieder auszuwildern – auch das sei eine Aufgabe des Zoos.
Goetz geht weiter, leuchtet in das Wasser des nächsten Terrariums und zeigt dort auf die reflektierenden kleinen Augen. Augen, Ohren und Nasenlöcher gucken nach draußen. Der Rest des kleinen Krokodils ist unter Wasser. Die Philippinenkrokodile sind Einzelgänger und ziemlich klein. „Weil sie sich nicht gut für die Herstellung von Leder oder Fleisch eignen, interessiert sich keiner für sie. Deshalb ist auch das kleine Krokodil vom Aussterben bedroht.“
Goetz führt die Gruppe weiter. Sie laufen vorbei an quakenden Fröschen und bleiben vor einer kleinen durchsichtigen Box stehen. In dieser Box liegt eine Stofftasche, gut verknotet. Goetz löst den Knoten und heraus kommt ein kleiner Python, der sich um den Arm des anderen Zoobegleiters schlingt.
Goetz erklärt, wie sich die Schlange fortbewegt und jagt. Ob jemand Mäuse oder Ratten hält, fragt er, denn nach ihrem Geruch sucht die Schlange. Sie züngelt und nimmt mithilfe ihrer gespaltenen Zunge den Geruch der Umgebung wahr. Mäuse und Ratten hält hier kein Kind und Angst hat auch niemand. Vorsichtig streicheln die Kinder die Schlange. „Immer hinter dem Kopf“, meint Goetz, denn „sonst erschreckt sich die Schlange und beißt vielleicht zu.“
Nach ein paar Minuten lässt die Schlange locker, verschwindet im Beutel, und die Gruppe kehrt zurück zu den Fischen. Sie stehen vor einem Aquarium, das von einer kleinen Holztür bedeckt ist. Goetz öffnet die Tür und es scheint, als seien kleine längliche Glühwürmchen im Aquarium gefangen. „Was meint ihr, wie groß sind diese Fische?“, fragt Goetz in die Runde. Wie die richtige Antwort lautet? Das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Gleich nebenan beginnt das Ratespiel erneut. Welches Tier sich hier langsam über den Aquarienboden bewegt, will Goetz von den Kindern wissen. Ein Wels, sagt ein Kind. Falsch. Ein Hai, sagt ein anderes Kind. Richtig! Klein und unscheinbar kommt er daher: der Korallenkatzenhai. Goetz holt eine Kiste hervor, zeigt ein großes Haigebiss und die getrocknete Haut eines Katzenhais. Jeder darf mal anfassen.
Weiter geht es zu den Lungen-, Feuer- und Kugelfischen, den Seeigeln, den blinden Höhlenfischen und den Piranhas, der letzten Station im Aquarium. Goetz leuchtet in das große Piranha-Becken. „Seht ihr, wie das glitzert?“, fragt er in die Runde. „Piranhas sind Schwarmtiere und leben in trüben Gewässern. Die glitzernden Schuppen helfen den Fischen dabei, die Gruppe nicht zu verlieren. Einer schwimmt vor, der Rest schwimmt hinterher.“ Piranhas sind, so erklärt Goetz, die Wasser-Polizei. Gefressen wird nur, was tot ist oder bald tot sein wird. Eiternde Wunden sind ein Zeichen dafür. „Das klingt zunächst eklig. Aber es ist notwendig, damit tote Tiere nicht das Gewässer verseuchen.“
Im Insektarium, nur die Treppe hinauf, warten Heuschrecken, Schaben und eine Vogelspinne in ihren Behältern auf die Gruppe. Viele Menschen ekeln sich vor diesen Tieren und haben sogar Angst. Goetz hat damit kein Problem. Er nimmt zuerst die Stabheuschrecke heraus. „Alle Insekten haben sechs Beine“, sagt er und zeigt die feinen Beinchen. „Diese Heuschrecke tarnt sich als Ast. Manche tarnen sich auch als Blätter. Nur Wurzeln ahmen sie nicht nach, denn die können sich nicht vom Fleck bewegen. Das wäre eine schlechte Tarnung.“
Jetzt öffnet Goetz den Behälter mit den Schaben und streicht vorsichtig über den Körper der größten. Es zischt laut, denn die Schaben können Luft aus ihrem einzelnen Gliedern pressen. „Wenn ihr den Kopf sehen wollt, dann müsst ihr die Schabe umdrehen.“ Vorsichtig greift er eine Schabe, hält sie zwischen zwei Fingern fest und dreht sie um. Der Kopf ist immer auf der Unterseite und so besonders geschützt.“ Der Nachteil: Eine Schabe guckt immer nach unten.
Aus dem nächsten Behälter holt Goetz zuerst einen großen Ast. Darunter sitzt eine Vogelspinne. „Nicht anfassen Kinder“, warnt Goetz. „Die feinen Haare auf der Spinne brennen. Fühlt sie sich bedroht, wirft sie diese ab.“ Viel mehr Gefahr bestehe nicht.
Die Taschenlampenführungen durch den Kölner Zoo starten jeden Freitag von Oktober bis März um 18.30 Uhr. Der Zoo in Köln wünscht eine schriftliche Anmeldung und Vorkasse per Überweisung. Wer zu spät dran ist, kann den Zoo telefonisch kontaktieren. Sofern noch Plätze frei sind, kann das Geld passend bei den Zoobegleitern entrichtet werden.
Text: Marie-Therese Friemann