#zohus
auf Instagram
Verpasse keinen neuen Beitrag.
Jetzt abonnierenIn dieser Rubrik stellen wir Dir besondere Geschäfte vor. In Köln-Mülheim gibt es ein Geschäft, in dem man einkaufen kann, ohne einen Cent dafür zu bezahlen – den Kölner Umsonstladen. Es geht ums Verschenken statt Verkaufen und ums Weitergeben statt Wegwerfen.
Deutz-Mülheimer-Straße 173, 51063 Köln (Gelände der Hafenakademie)
Wegen Corona derzeit keine festen Öffnungszeiten. Einzeltermine werden telefonisch vergeben unter 0221 / 56934656
Dinge verschenken oder kostenlos einkaufen
Mehr Infos findest Du auf Facebook
Der Umsonstladen befindet sich auf dem Gelände der Hafenakademie, vorher war der Laden im Bürgerzentrum Mütze untergebracht. In dem Kölner Geschäft, das im Herbst 2004 eröffnet wurde, gilt die Drei-Teile-Regel: Jeder Besucher – sie werden nicht Kunden genannt – darf drei Dinge gratis mitnehmen.
„Aber wir machen Ausnahmen“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Silke. „Eine alleinerziehende Mutter darf sich gern eine Tüte mit Kinderklamotten und Spielsachen vollmachen.“ Oder Menschen, die obdachlos waren und nun für eine neue Bleibe einen kompletten Hausstand benötigen. Kinder, die einmal da waren, kommen immer wieder: Sie dürfen sich bei jedem Besuch ein Spielzeug und ein Buch aussuchen.
Elisabeth arbeitet in ihrem Hauptjob als Busfahrerin, in ihrer Freizeit hilft auch sie im Umsonstladen. „Die meisten Leute, die zu uns kommen, sind einfach sehr dankbar – es macht Spaß, das zu spüren“, sagt sie.
Was Kölner nicht mehr gebrauchen können, was vielleicht allenfalls auf dem Dachboden verstaubt oder im Keller vergessen wird, findet im Umsonstladen dankbare Abnehmer. „Wir sind aber ganz bewusst nicht nur ein Laden für Bedürftige oder Wohnungslose“, sagt Mitarbeiter Christoph. „Zu uns kommen auch die Professorin oder der Arbeiter.“ Richtige Ladenhüter gebe es nicht unter den angebotenen Sachen. „Alles findet irgendwann einen neuen, glücklichen Besitzer.“
Silke, Christoph, Elisabeth und ein paar andere ehrenamtlichen Kollegen teilen sich die Dienste auf. Im Geschäft gibt es keine Kasse, nur eine Schale auf dem Tisch für Spenden.
Silke arbeitet schon seit zehn Jahren im ersten Kölner Umsonstladen in Mülheim, aber trotzdem ist jeder Dienst für sie „wie Weihnachten“, wie sie sagt. „Man weiß einfach nie, was drin ist in den Kartons und Tüten, die die Leute bei uns abgeben“, sagt sie. Es sind Dinge, die die Besitzer nicht mehr haben wollen, die aber zum Wergwerfen viel zu schade wären. Sie überlassen sie dem Laden zum kostenlosen Weitergeben.
Im Umsonstladen gibt es vor allem:
Es gibt jedoch wesentlich mehr Frauen- als Männerklamotten und mehr Frauen- als Männerschuhe. „Männer sagen eher: das ist noch gut, das gebe ich noch nicht weg“, sagt Silke. „Frauen trennen sich leichter von Dingen.“ Früher wurde auch Ware für Besucher zurückgelegt – auch für Stammkunden, deren Interessen man kannte. „Das machen wir aber heute nicht mehr, weil wir Dutzende Namenszettel hier kleben hatten“, sagt Christoph. Und was ist das Highlight für jeden Ehrenamtlichen im Umsonstladen? „Ganz klar: Eine Tüte voller gewaschener und gebügelter Sachen“, sagt Silke und lacht.
Was nicht benötigt wird oder zu viel ist, geht per LKW-Konvoi nach Rumänien, wo Bedürftige die Sachen bekommen – weggeworfen wird nichts. „Wenn wir Kleidung bekommen, die kaputt ist, geben wir die an die Altkleider-Verwertungsstellen“, sagt Silke. Sehr löchrige Decken und Handtücher gehen an den Tierschutz.
Schon in den 1970er Jahren gab es Umsonstläden, der Gedanke dahinter ist aber aktueller denn je: Es geht um Nachhaltigkeit und den vernünftigen Umgang mit Ressourcen. „Die Idee eines Umsonst-Geschäfts stammt aus der Hippie-Äre“, sagt Christoph. In San Francisco wurden 1966 mehrere „Free Shops“ eröffnet, die Essen, Kleidung oder auch Konzertkarten gratis weitergaben.
In Deutschland wurde Ende der 1990er Jahre in Hamburg der erste Umsonstladen eröffnet. Die Läden werden auch als Kritik an der Wegwerfgesellschaft verstanden.
Text: Maria Hauser