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Jetzt abonnierenIn dieser Rubrik stellen wir Dir besondere Geschäfte vor. In Vogelsang besuchen wir das Dinger's Gartencenter.
Goldammerweg 361, 50829 Köln
Mo–Fr 10:00–19:00 Uhr und Sa 10:00–18:00 Uhr
Eines der ersten Gartencenter Deutschlands
Auf der Webseite von Dinger's Gartencenter findest Du noch mehr Infos und Impressionen.
Beim Schlendern in den weitläufigen Hallen mit ihren Glasdächern, die viel Licht und frische Luft hereinlassen, hat man kaum das Gefühl, zum Einkaufen im Gartencenter unterwegs zu sein. Vielmehr fühlt man sich in der 30.000 m² großen Anlage wie beim Spaziergang durch einen botanischen Garten. Trotz der bemerkenswerten Größe spüren wir bei unserem Besuch im Gartencenter Dinger's eine familiäre Freundlichkeit. Das mag daran liegen, dass die Inhaber hier wirklich zu Hause sind: „Ich kenne hier vieles noch von früher“, erzählt Christian Dinger. Er ist in Vogelsang aufgewachsen, war im Veedel im Kindergarten und in der Grundschule.
Viele aus seinem Team sind schon lange dabei, einige sogar seit 35 oder 40 Jahren. Und Inklusion wird hier übrigens ganz aktiv gelebt: Einige der Fachkräfte haben Förderbedarf, denn Dinger kooperiert immer wieder mit dem CJD Berufsbildungswerk Frechen und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die betriebliche Quote sei sogar übererfüllt, berichtet er. „Wert lege ich darauf, dass wir ordentlich miteinander umgehen, kollegial im Team und freundlich zu den Kunden sind“, so die allgemeine Maxime des Chefs.
Kundenfreundlicher Komfort war von Anfang an ein Charakteristikum des Gartencenters. Dass es hier schon in den 60er Jahren Pflanzen mitnahmefertig in Töpfen und eine Menge an gärtnerischem Zubehör gab, war so bemerkenswert, dass im März 1960 sogar die Tagesschau kam und bundesweit über das neue Unternehmen berichtete, erzählt Christian Dinger: „Allein, dass wir Geräte vorrätig hatten, war schon völlig ungewöhnlich. Für Werkzeuge musste man bis dahin noch zum Handwerker gehen, der sie für viel Geld anfertigte.“
In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat sich dieses Sortiment mehr und mehr erweitert. Bei Dinger's gibt es so gut wie alles, was einem zum Thema Garten nur einfallen kann: Gartenmöbel aus unterschiedlichen Materialien von Holz bis Gusseisen, ganze Regalwände voll mit diversen Pflanzgefäßen, klassisches Zubehör wie Gießkannen, Gartengeräte, Rankhilfen und Handschuhe, aber auch gefütterte Gummistiefel, Hüte, Filtersysteme für Gartenteiche und Poolsauger. Die meisten Produkte gibt es in verschiedenen Stilrichtungen und Preisklassen.
Auf unzähligen Tischen sind Pflanzen aufgereiht. Wer unentschieden ist, kann stundenlang hindurchspazieren, ohne dass es langweilig wird. Hier duftet es würzig nach Basilikum, Rosmarin und anderen Kräutern. Und dort entfalten Blühpflanzen der Saison ihr buntes Farbenkleid. Zwischendrin zeigen phantasievoll gestaltete Dekorationen, wie sich das Grün gekonnt in Szene setzen lässt. Hochkant gestellte Paletten, hängende Kästen und Säcke zeigen etwa Varianten des vertikalen Gärtnerns.
Ungeübten Gartenfreunden und Neueinsteigern dürfte die Sortierung nach „Sonnengarten“ und „Schattengarten“ helfen, die ausgeschildert ist: Wer sich daran orientiert, hat auch mit wenig Erfahrung an seinen Neuanschaffungen länger Freude. Und im offenen Außenbereich bietet sich vom Frühjahr bis zum Herbst Gärtnern, Balkon- und Terrassenbesitzern die ganze Palette der Möglichkeiten, sich das Leben unter freiem Himmel schöner zu gestalten. Hier stehen Obstbäume, Beerensträucher, asiatisch anmutende Skulpturen, Wasserläufe und vieles mehr.
Und wer zwischendurch mal eine Pause braucht, der macht einfach eine Kaffeepause unter Palmen: In der Mitte der großen Anlage befindet sich das Palmencafé. Dort duftet es nicht nur nach Waffeln, sondern auch das Ambiente ist einzigartig, denn die Gäste sitzen in einem überdimensionalen Gewächshaus. Auf einer Seite des Cafés eröffnet die Glasfassade den Blick auf die farbenprächtige Welt der Außenpflanzen, auf der anderen Seite plätschert von einem mehrere Meter hohen künstlichen Felsen ein Wasserfall.
Mittig zwischen den Tischen stand traditionell eine mehrere Meter hohe Palme, die das stolze Alter von 110 Jahren erreichte. Aus Sicherheitsgründen musste sie aber gefällt werden. Derzeit nimmt eine fast fünf Meter hohe Flamingoblume ihren Platz ein. Lange soll das Palmencafé aber nicht ohne Palme bleiben, stellt Christian Dinger in Aussicht: „Wir werden uns in diesem Sommer, wenn die Coronamaßnahmen das zulassen, eine neue 'alte' Palme in Italien aussuchen und bei uns einpflanzen.“
Frisch gestärkt geht es dann weiter zu den Zimmerpflanzen. Der Bereich der Zimmerpflanzen ist ebenfalls alles andere als langweilig. Dort begegnen den Besuchern mit Monstera, Zamie und Sukkulenten all jene wieder, die schon in den 1960er Jahren beliebt waren und derzeit einen Retro-Trend unter jungen Leuten erleben. Doch auch, wer es lieber farbig hat, wird fündig – bei einer der zahllosen Arten von Orchideen, bei Anthurien, Azaleen, Hibiskus oder der elegant gefächerten Vrisea.
Alles begann damit, dass die Großeltern des jetzigen Inhabers, Martha und Kurt Dinger, eine Baumschule in der Nähe von Dresden betrieben. Weil die zum Teil ausgebombt war, aber auch aufgrund der politischen Lage im geteilten Deutschland, flohen sie mit ihren Kindern aus der damaligen DDR. Durch geschäftliche Verbindungen konnte Kurt Dinger zunächst als Vertreter für eine Baumschule in Belgien arbeiten. Dann erfuhr er, dass in Köln Grundstücke für vertriebene Gärtner ausgewiesen wurden.
„Erst konnten meine Großeltern ein kleines Grundstück am jüdischen Friedhof pachten. Dafür sind wir der jüdischen Gemeinde bis heute sehr dankbar“, so Christian Dinger. Später konnten sie zu dem nicht weit entfernten Gelände am Goldammerweg umziehen, wo noch mehr Platz zur Verfügung stand. „Mein Großvater war auf internationaler Ebene sehr aktiv, was für Gärtner schon damals nicht untypisch war“, berichtet Dinger. In den USA habe er die dort schon verbreiteten Gartencenter kennengelernt, die es in Deutschland zu dieser Zeit noch nicht gab. „Eine klassische Gärtnerei hatte nur Pflanzen, meist aus eigenem Anbau. Wenn Kunden kamen, gingen sie damals mit einem Gärtner zwischen den Pflanzen hindurch und suchten aus, was sie haben wollten. Der Gärtner grub die Pflanze für sie aus und setzte sie mit dem Erdballen auf eine Schubkarre. Mehr Orientierung zum Kunden hin gab es nicht“, schildert Christian Dinger. Im Gartencenter galt eine neue Philosophie: Dingers wollten, dass ihre Kunden weniger Arbeit und mehr Freude hatten. Daher erweiterten sie ihr Angebot um hilfreiches Zubehör, kauften aber auch nach und nach Pflanzen zu, um mehr unterschiedliche Sorten anbieten zu können.
Im Jahr 1974 übernahm Christians Vater Gunter den Betrieb. Selbst zu jener Zeit sei das Geschäft noch von den Spuren des Krieges gezeichnet gewesen, sagt der heutige Inhaber: „Das waren noch echte Mangeljahre, in denen es nicht viel Ware gab. Zuerst einmal war ja das Notwendigste wiederaufgebaut worden, da hatte man nicht genug Luft, um auch noch an Zierpflanzen zu denken.“ Christian Dinger selbst, Jahrgang 1966, habe das aber nicht bewusst miterlebt. Seine Kindheitserinnerungen an das Gartencenter sind vom Spielen und Spaß geprägt. „Dabei brach natürlich auch mal ein Zweig ab, aber Ärger gab es deswegen nicht – das wuchs ja wieder nach. Ein Highlight war immer, wenn im Sommer der Sprenger aufgestellt wurde. Da kam eiskaltes Wasser raus, mit dem wir aufeinander gezielt haben“, lacht er. Zunächst übernahm seine Schwester das elterliche Unternehmen, während er sich mit seiner Frau Catrin mit einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb selbständig machte.
Einige Jahre später ergab es sich jedoch, dass die Schwester sich zurückziehen wollte. „Innerhalb von 24 Stunden haben wir uns entschieden, dass wir weitermachen“, lacht Christian Dinger. Die Entscheidung haben er und seine Frau nie bereut. „Es ist eine Herausforderung, sich um 120 Mitarbeiter zu kümmern. Das wird so schnell nicht langweilig“, versichert er. Auch, wenn alle eingespielt sind, gibt es in einer so großen Belegschaft eben immer wieder etwas zu regeln. Und dann sind da ja auch noch die Kunden und ihre Erwartungen: „Immer wieder muss man sich dem Zeitgeist anpassen“, so Dinger.
Text: Johanna Tüntsch